Das haekelschwein Blog

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Pseudospender

28.01.2012 01:00

„Hättest du dir was Billigeres gekauft als X, hättest du das gesparte Geld der Krebshilfe spenden können!“

Das ist ein beliebtes Argument, wobei es komischerweise nur für solche X benutzt wird, die der Kritisierende ohnehin nicht mag, obgleich es eigentlich für alles gelten müsste, was nicht zwingend lebensnotwendig ist.

„Hättest du dir ein Android-Handy statt eines iPhones gekauft…“ schreit ja geradezu nach der Entgegnung, dass man zugunsten der Krebshilfe dann doch wohl ganz auf ein Smartphone verzichten könnte, aber diese Folgerung zieht der Kritiker nicht, weil es ihm nicht um Krebshilfe geht, sondern um iPhone-Bashing.

Es ist ebenfalls kaum anzunehmen, dass jeder, der ein Apple-Notebook als Verschwendung ansieht, einen gebrauchten Lada fährt und den Differenzbetrag zum 3er-BMW der Welthungerhilfe gespendet hat.

Wir alle geben Geld für Dinge aus, die besser und teurer sind als die Minimalanforderung, und jeder tut dies auf einem anderen Gebiet, welches ihm besonders wichtig ist. Der eine leistet sich einen teuren Computer, der andere ein Oberklasseauto oder Schmuck. Theoretisch geht das Geld einem guten Spendenzweck verloren, aber praktisch zahlt es den Lebensunterhalt jener, die diese Güter herstellen und verkaufen.

Und Menschen, die nur auf ganz bestimmten Gebieten Verzicht fordern, weil sie auf gerade diese zufällig keinen Wert legen, sind unglaubwürdig. Den Spendenempfängern ist es egal, ob das Geld durch den Verzicht auf Apple-Produkte oder durch den Umzug in eine kleinere Wohnung oder den Wechsel auf ein billigeres Auto gespart wurde.

Eine Seite aus meinem Tagebuch

23.01.2012 01:00

Als ich gestern den Lesesaal der örtlichen Metzgerei betrat, um ein paar alte Schinken durchzublättern, hing Cimber MacLaine von der Decke und frug mich, ob ich eine hautfarbene Hose trüge. Ich verneinte und tat kund, dass ich haarfarbene Hosen bevorzöge.

Was ich denn damit meine, erkundigte sich MacLaine, es gebe doch unterschiedliche Haarfarben. Aha, entgegnete ich politisch korrekt, und auf Hautfarben treffe dies wohl nicht zu? Da erkannte Cimber seinen Fehler und gab mir Recht, während ich meinerseits eingestand, beim morgendlichen Ankleiden die Hosen vergessen zu haben.

Auf dem Weg nach draußen trafen wir jemanden, der die Liebe nicht kannte und bedauerten ihn dessentwegen nicht, schlugen ihn aber. In unseren Bann, für einen Preis vor, beim Schach und auf die Nase.

Derweil hatten meine Füße Wurzeln getrieben, wie wir erheitert feststellen mussten, und hinderten mich an der Fortsetzung des gemeinamen Spaziergangs. Also warteten wir, bis ich eines Tages von einem Tischler gefällt, in die Sägerei verfrachtet und zu einem Schrank verzapft wurde. Denn so einen Schrank wollte Cimber MacLaine schon immer haben und trug ihn daher gerne durch die Stadt.

Das schien mir peinlich, da ich als schüchterner Mensch die Öffentlichkeit scheue. Vor meiner Geburt verbarg ich mich im Bauch einer Frau, damit niemand meinen unfertigen Körper sähe.

Ein Myomant ist jemand, der aus Mausgequieke die Zukunft vorhersagt und ein Terrorist ist jemand, der weltweit Menschen tötet, ohne Amerikaner zu sein. Ich bin jemand, der einen Bleitift so weit ins rechte Ohr stecken kann, dass er aus dem linken wieder herauskommt. Allerdings ohne das zu überleben. Deshalb verkaufe ich lieber haekelschweine.

Aus meinen Tweets der 3. Kalenderwoche 2012

22.01.2012 23:59

Beschwert Ihr Euch nach Hotelaufenthalten auch immer über die hartborstige Klobürste? Lasse ich mir nie nehmen!

Irgendwann merkt ein Mann, dass Karriere nicht alles ist. Ungern gesehen wird es, wenn er das vor der Karriere merkt.

Im Bewerbungsgespräch merken, dass man noch den Teddy im Arm hat! Und er keine Krawatte trägt!

Was ich mich frage: Bekommen die schönen Frauen aus meiner Umgebung eigentlich auch Internetwerbung mit meinem Konterfei angezeigt?

Bei Jauch

22.01.2012 23:59

Heute war das haekelschwein in der Talkshow von Günther Jauch zu Gast und hatte sich als Maskottchen die Anke Domscheit-Berg mitgenommen, welche das Fernsehpublikum darüber aufklärte, was es mit dem Schwein auf sich habe.

Neulich im Einwohnermeldeamt

18.01.2012 22:21

Neulich im Einwohnermeldeamt hatte ich ein gutes und ein schlechtes Erlebnis:

Positiv fiel mir das Wartenummernsystem auf. Jeder kam in der Reihenfolge dran, in der er das Amt betreten hatte, und es ging angenehm schnell. Früher waren die Beamten nach Buchstaben aufgeteilt und so konnte es geschehen, dass man eine halbe Stunde hinter Mitbürgern wartete, deren Anfangsbuchstabe zufällig auch am Beginn des Alphabets steht, während die übrigen Beamten Zeitung lasen. Im Nachhinein fragt man sich, warum wir uns das so lange haben bieten lassen und ob die Umstellung eine Serviceoffensive ist oder eine Notwendigkeit aufgrund von Personalkürzungen.

Negativ fiel mir ein Rentner auf, der einen Personalausweis beantragte und auf die Frage, ob er einen Fingerabdruck darin speichern möchte, klischeehaft antwortete: „Gern, ich habe ja nichts zu verbergen!“ Das Zusammenschlagen der Hacken habe ich mir hingegen nur eingebildet. Allzu gerne hätte ich vorm Rathaus auf den Mann gewartet und ihn um einen Gefallen gebeten: „Könnten Sie mal meine Einkaufstüte halten, ich muss mir den Schuh zubinden. Danke schön, jetzt sind Ihre Fingerabdrücke auf der Tüte. Meine nicht, ich trage ja Handschuhe. Und jetzt überfalle ich eine Bank, lasse mir das Geld in die Tüte packen und werfe die leere Tüte in Tatortnähe weg. Früher hätte Sie kein Mensch verdächtigt, denn die Polizei hatte nur Fingerabdrücke von Verbrechern vorliegen, aber nun hat man auch Ihre und wann immer ein Gegenstand oder Ort, den Sie angefasst haben, etwas mit einem Verbrechen zu tun hat, werden Sie ein Alibi besitzen müssen. Fangen Sie am besten gleich heute an, Tagebuch zu führen. Auf Wiedersehen!“

Aus meinen Tweets der 2. Kalenderwoche 2012

15.01.2012 23:59

In einen Klamottenladen zu gehen, wo früher ein Buchladen war, ist so, wie einen guten Freund nach einem schweren Schlaganfall zu besuchen.

Die Klingelschilder an Schneckenhäusern. Die Schnürsenkel von Heinzelmännchen. Dein Lächeln. Es sind die kleinen Dinge, die Freude machen.

Erzählt ein Pärchen eine zu romantische Kennenlernstory, vermute ich grundsätzlich, dass sie sich auf einer Swingerparty in Bottrop trafen.

Wundert Ihr euch manchmal beim Sex, warum ihr angezogen um ein kariertes Holzbrett sitzt? Dann habt ihr versehentlich Schach! Kommt vor.

Aus meinen Tweets im Dezember 2011

31.12.2011 23:59

Radarfallen mit Warnschildern davor sind wie Kaufhausdetektive mit Glöckchen an den Schuhen.

Wann immer ich einer Einladung zum 30zigsten statt 30. Geburtstag folge, lese ich vorher die Bild-Zeitung, um Gesprächsthemen zu haben.

„Was, die ist schon im Altersheim? Ich weiß doch noch, wie die soo lütt war.“ Oma (96) über eine 86-jährige Bekannte. Es muss ein komisches Gefühl sein, Menschen im Altersheim zu besuchen, die man als Kleinkinder auf dem Schoß sitzen hatte.

Gut, dass Ehepaare nur aus zwei und nicht drei Leuten bestehen, sonst bekäme man denselben Witz dreimal nacheinander erzählt.

Wenn ich unproduktiv wirke, liegt es daran, dass ich eine geheime Zweitidentität als Superheld einer Parallelwelt habe. Hoffe ich zumindest!

Kompetenz ist überbewertet. Was wir in Führungspositionen brauchen, sind Menschen, die wohlfrisiert sind und gutsitzende Anzüge tragen.

Es heißt immer, unsere Gesellschaft vergreise, aber im Vergleich zu 1980 gibt es heute viel mehr Leute, die jünger sind als ich.

Karriere ist 20% Können und 80% Kennen.

Was mir ein schlechtes Gewissen macht: Wenn ich keine Kinder habe, müssen meine Enkel ja ohne Eltern aufwachsen!

„Ich mag dich so wie ich bin!“

Nächstes Jahr wird geheiratet! Nehme ich mal an, irgendwer heiratet ja immer.

Immer, wenn man sich nicht äußern möchte, weil man zu wenig von einer Sache versteht, ergreifen die völlig Ahnungslosen das Wort.

Wusstet Ihr, dass es gar keine Zeit zwischen den Jahren gibt, sondern das neue Jahr direkt nach dem alten beginnt?

Schwerelosigkeit

23.12.2011 13:03

Das haekelschwein war mit Tim Pritlove auf einem Parabelflug und glitt durch die Schwerelosigkeit, zu sehen von Minute 44 bis 50:

Aus meinen Tweets im November 2011

30.11.2011 23:59

Bei Biofleisch habe ich immer ein schlechtes Gewissen, weil das Tier sicher gerne weitergelebt hätte, im Gegensatz zu konventionellem Vieh.

Kennt Ihr auch diesen gefährlichen Sekundenschlaf? Ich habe gerade schon wieder 3600 Sekunden geschlafen, obwohl ich was schreiben wollte!

Neoliberale Sozialpolitik bedeutet, die Menschen nur so weit verarmen zu lassen, dass sie Gefängnis noch als Bedrohung empfinden.

Vorschlag an die Regierung: Über Steuergeschenke erst nachdenken, wenn niemand mehr Mülltonnen durchsuchen muss.

Um als Terrorist zu gelten, müssen Rechte 13 Jahre bomben und morden, Linke ein Auto demolieren und Muslime eine Casio-Uhr tragen.

Ministerposten werden immer mehr zu einem Praktikum für die anschließende Karriere.

Mein Leben hat gar keine Hintergrundmusik, ist das normal?

Dass es immer mehr Adventsdeko mit Pinguinen gibt, verstört mich. Der Weihnachtsmann hatte doch damals in Bethlehem bestimmt keine Pinguine!

Es gibt zwei Sorten Menschen: Bei den einen wundert’s nicht, dass sie Single sind und bei den anderen wundert’s, dass sie nicht Single sind.

Riesenwirbel um Sensationsheischerei! Experten alarmiert: Sind nur noch größte Superlative wahrnehmbar? Ausrufezeichen bald aufgebraucht!

Ich glaube, ich habe Penisneid! Ich würde auch gerne mal den ganzen Tag rumhängen.

Das Doofe am Alleinschlafen ist, dass man niemanden hat, der die Spieluhr aufzieht.

Ich habe mir einen Knopf angenäht! Eigentlich sollte der an den Pullover, aber der Arzt sagt, so was kann ja mal passieren.

App-Store-Paradox: Wer 5 Minuten überlegt, ob er ’ne App für 79 Cent kauft, hätte in derselben Zeit schon mehr als 79 Cent verdienen können.

Man sagt übrigens nicht mehr „Apple-Hasser“, sondern „Menschen mit Qualitätswahrnehmungsschwierigkeiten“.

Geheimdienste als Selbstläufer

22.11.2011 13:47

In der FAZ plädiert Nils Minkmar dafür, die Geheimdienste abzuschaffen, da sie sich ihre Existenzberechtigung selbst schüfen statt vorhandene Gefahren abzuwenden.

Dieser Gedanke findet sich schon in Hannah Arendts „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ (1951). Im Kapitel „Die Rolle der Geheimpolizei“ heißt es dort:

„Daß politische Geheimdienste nach relativ kurzer Zeit sich selbst überflüssig machen, ist eine alte, wenn auch wenig beachtete Erfahrung und keineswegs charakteristisch für totalitäre Regime. (…) Da aber die Geheimpolizei unter nichttotalitären Verhältnissen schließlich eine Institution wie alle anderen ist und sehr schnell vor allem daran interessiert ist, im Amte zu bleiben und Stellen zu halten, hat dieser Tatbestand nur dazu geführt, eine Reihe von Methoden zu entwickeln, die das Studium der Geschichte von Revolutionen einigermaßen erschweren. So hat es unter Louis Napoleon nicht eine einzige gegen die Regierung gerichtete Aktion gegeben, die nicht von der Polizei selbst inspiriert war (…)“

Im Folgenden erklärt Arendt, dass in totalitären Staaten das Provozieren staatsfeindlicher Akte nicht mehr nötig sei, da man dort ohnehin nach Belieben jeden verhaften könne, und fährt fort:

„Mit der Abschaffung der Provokation verlor die Geheimpolizei die altbewährte und einzig wirksame Methode, ihre Unabhängigkeit von anderen Regierungsinstanzen zu wahren und ihre Existenz beliebig zu verlängern. Nur sie konnte entscheiden, ob man sie brauchte oder nicht, und Provokation war immer das sicherste Mittel, zu ihren Gunsten zu entscheiden.“

Es ist somit ein inhärentes Problem von Geheimdiensten, dass sie uns vor Terror und politischen Attentaten schützen sollen, aber im Erfolgsfalle unnötig wirken, da keine Gefahr mehr zu drohen scheint. Die Versuchung ist dann groß, ein bisschen nachzuhelfen, um den Eindruck der Gefährdung nicht abreißen zu lassen und die eigenen Pfründe zu sichern.

Ähnliche Effekte erreicht man mit Verhaftungsquoten für Polizisten und Fangprämien für Kaufhausdetektive.

Über die Anfänge des Paartanzes

17.11.2011 01:00

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts kommt in den Städten der Paartanz in Mode, bei dem Herr und Dame paarweise tanzen und einander mit den Armen umfassen, statt sich nur die Hände zu reichen. Schon früher war diese Art des Tanzens in den Dörfern gebräuchlich gewesen, aber von der Obrigkeit immer wieder, mit mäßigem Erfolg, verboten worden.

Auch in den Städten wird der Paartanz zunächst mir Strafe belegt, das erste Verbot dieser Art erfolgt 1406 in Ulm und weitere folgen in anderen Städten. Die häufige Wiederholung solcher Strafandrohungen sind ein Zeichen ihrer Fruchtlosigkeit, denn der Paartanz setzt sich trotz allem durch und ist im 16. Jahrhundert bereits zur vorherrschenden Form des Gesellschaftstanzes geworden, ein direkter Vorläufer des Walzers.

Kosten mittelalterlicher Hinrichtungen

16.11.2011 01:00

Im Mittelalter gab es nicht nur eine Form der Todesstrafe, sondern nach Verbrechen abgestufte Hinrichtungsarten. Was sagen Aufwand und Kosten einer Hinrichtungsmethode eigentlich über die Bedeutung dieser Strafart und des dadurch gesühnten Delikts aus? 

Diese Frage lässt sich mit einem Blick in die Lohnregister der Stadt Hannover beantworten, die Wilhelm H. Mithoff 1868 in der Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen erschlossen hat.

Aus den Lohnposten für die Erhängung zweier Diebe im Jahre 1480 geht hervor, dass diese Form der Hinrichtung mit besonders hohen Personalkosten verbunden war.

Der Scharfrichter erhielt in Hannover für jede Art von Hinrichtung eine Pauschale von 6 Schilling, in diesem Falle also 12 Schilling für beide Erhängungen, während der entsprechende Betrag für die Knechte sich auf 3 Schilling, bzw. insgesamt 6 Schillinge belief. Die übrigen Kosten in Gesamthöhe von 107 Schilling summieren sich aus den Ausgaben für Verpflegung und Galgenüberwachung, würden also auch bei einer einzigen Hinrichtung anfallen.

Hieraus ergeben sich Gesamtaufwendungen von 116 Schilling für eine Erhängung, womit diese Hinrichtungsform mit Abstand am teuersten war, denn die Ausgaben belaufen sich auf mehr als das sechseinhalbfache einer Enthauptung, fast das achtfache einer Räderung und immerhin noch etwa das viereinhalbfache einer Verbrennung.

Dieser erhebliche Kostenmehraufwand scheint nur dadurch nachvollziehbar, dass das am Galgen gesühnte Verbrechen von der Gesellschaft als besonders verabscheuungswürdig empfunden wurde und eine entsprechend aufwändige Strafe daher zu rechtfertigen war. Da es sich bei den Delinquenten um Diebe handelte, kann daraus geschlossen werden, dass Diebstahl stärker geächtet wurde als etwa Brandstiftung, welches mit Verbrennen geahndet wurde, oder Straßenraub, welcher mit Räderung bestraft wurde.

Wie wichtig man die Bekämpfung gerade des Diebstahls nahm, zeigt sich auch darin, dass der Abschreckungseffekt bei der Hinrichtung von Dieben offenbar eine große Rolle spielte, denn den größten Rechnungsposten nimmt mit fast zwei Dritteln der Gesamtkosten die Bewachung des Galgens für ganze sechs Nächte ein, das heißt, dass die Verurteilten mindestens eine Woche für jeden sichtbar hängenbleiben sollten.

Aus meinen Tweets im Oktober 2011

31.10.2011 23:59

Was wenige wissen: Während Apple zu Hungerlöhnen in China produziert, kommen alle anderen Handys aus Schweizer Manufakturen.

Was ich mir unbedingt noch zulegen muss, ist ein Kernbereich privater Lebensführung. Wie stehe ich sonst da, wenn ich mal abgehört werde!

Mit einem weißen Blatt anzufangen oder aufzuhören, ist der Unterschied zwischen Schreiben und Scheißen.

Überlegt Euch, ob Ihr dereinst im Pflegeheim derjenige mit den schönen Erinnerungen sein wollt oder derjenige mit dem vielen Geld.

„Möchtest du für die Butterreste in meinem Marmeladenglas verantwortlich sein?“

Ich schreibe „Biogemüse, FAZ, Knäckebrot“ auf den Einkaufszettel, wenn ich „Bonbons, Klopapier, Schokolade“ meine. Falls den jemand liest!

Ich hasse ja Rezepte mit dem Hinweis „Würzen Sie nach Belieben!“ Dann kann man auch gleich schreiben: „Kochen Sie, was Sie wollen!“

Industriedesigner, die durch alle Prüfungen gefallen sind, können immer noch als Fahrradhelmgestalter ihr Auskommen finden.

Kennt Ihr das auch? Man sitzt als Tintenfisch verkleidet auf einer Beerdigung und findet nicht so recht einen Gesprächspartner? Unangenehm!

Geht ins Theater! Ohne Subvention würden Theaterkarten das 4-fache kosten. 3/4 des Tickets zahlt Ihr also ohnehin, auch wenn Ihr nicht geht!

Jedes kreative Werk ist als Binärzahl darstellbar, wurde aber nicht durch bloßes Zahlenraten erschaffen und ist daher mehr wert als die Zahl

Ich verlange ja gar nicht, dass mein Teddy noch bei mir im Bett schläft, aber sonntags zum Kaffeetrinken vorbeikommen könnte er doch mal!

Ab welchem Alter darf man eigentlich wunderlich werden? Ich hätte jetzt schon Lust.

Wie entstehen Revolutionen?

30.10.2011 22:15

Hannah Arendt sagt dazu Folgendes: „Was als unerträglich empfunden wird, sind selten Unterdrückung und Ausbeutung als solche; viel aufreizender ist Reichtum ohne jegliche sichtbare Funktion, weil niemand verstehen kann, warum er eigentlich geduldet werden soll.“ (aus: „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“)

Sie bezieht das auf die Französische Revolution, wo der Adel durch den Absolutismus zwar seine Macht an den König verlor, aber weiterhin Reichtümer besaß.

In der Gegenwart dulden wir Reichtum, wenn er in den Händen von Unternehmern ist, die damit Arbeitsplätze schaffen und nützliche Produkte herstellen, oder in den Händen von Bankiers, die uns und diesen Unternehmern Kredite gewähren.

Zunehmend fließt der Reichtum aber aus der Realwirtschaft ins reine Finanzkapital, und es ist schwer ersichtlich, welche gesellschaftlich wichtige Funktion damit erfüllt würde. Die Bevölkerung kann nicht mehr erkennen, wie sie von diesen Kapitalanhäufungen indirekt profitieren könnte.

Die geschichtlichen Voraussetzungen für einen Aufstand gegen das derzeitige System könnten also bald wieder gegeben sein.

Unlängst im Bus nach dorthinaus

29.10.2011 15:40

„Verzeihung, ist hier noch ein Platz frei?“

„Aber sicher.“

„Ich frage nur, weil… man will ja nicht unhöflich sein.“

„Nein, nein, nehmen Sie nur Platz.“

„Aber nur, wenn ich Sie nicht störe.“

„Sie stören mich nicht, setzen Sie sich ruhig.“

„Wissen Sie, man hat ja auch selbst schon schlechte Erfahrungen gemacht mit solchen Leuten, die sich einfach neben einen setzen – ohne zu fragen – und dann vielleicht laute Musik hören oder würzigen Käse essen. Also, ich würde wirklich nur dann Platz nehmen wollen, wenn sie sich in keinster Weise belästigt fühlten.“

„Sie würden mich weit weniger belästigen, wenn Sie sich endlich hinsetzten!“

„Sehen Sie, jetzt werden Sie schon laut! Ich habe ja befürchtet, dass Ihnen meine Gesellschaft unangenehm ist.“

„Sie ist mir nicht unangenehm, also lassen Sie sich doch bitte nieder!“

„Und dann stellen Sie vielleicht fest, dass es Ihnen doch nicht mehr recht ist, dass ich neben Ihnen sitze…“

„Gewiss nicht…“

„Doch, doch, und dann werden Sie nicht wissen, wie Sie es mir beibringen sollen, und sie werden genervt aus dem Fenster schauen und immer wieder auf die Uhr sehen, und Sie werden auf dem Polster hin- und herrutschen und dabei unbewusst versuchen, mich vom Sitz zu drängen, und dann werden Sie schließlich aufstehen, weil Sie ja angeblich schon raus müssen. Ist alles schon vorgekommen. Ich frage deshalb lieber vorher.“

„Schön, aber ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn Sie sich neben mich setzten.“

„Nun, das ist gut, dass Sie das sagen. Wissen Sie, da traue ich mich direkt, Sie noch einmal zu fragen, ob ich tatsächlich neben Ihnen Platz nehmen darf. Überlegen Sie genau! Denken Sie ernsthaft darüber nach, ob Sie auch wirklich und unumstößlich sicher sind, dass ich mich jetzt und in diesem Augenblick genau neben Sie setzten darf, und ob Sie auch unwiderruflich einverstanden sind, dass ich mich dort, auf dem Platz neben Ihnen, für zunächst unbestimmte Zeit aufhalte. Gehen Sie noch einmal in sich. Wollen Sie das wirklich? Ist das ehrlich und aus tiefstem Herzen Ihr sehnlichster und größter Wunsch? Ihr seit Ewigkeiten gehegter Traum? Ihre schönste und nächtelang herbeigeweinte Utopie? Ihr Ein und Alles? Ihre Inkarnation absoluter und unerreichter spiritueller Lust? Gestehen Sie! Reden Sie! Singen und schreien Sie es aus sich heraus!“

„Ja! Jaa! Jaaa! Ich will es! Ich brauche es! Ich bete und erflehe es! Ich will, und habe immer gewollt, nur eines in meinem Leben: dass Sie sich neben mich setzen. O bitte, bitte, gewährt mir die Gnade Eurer Gesellschaft!“

„Gern, aber dies ist meine Endstation, auf Wiedersehen!“