Das haekelschwein Blog

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Das zweite Vergrämer-Buch

03.08.2013 01:00

Geschätzte zwanzig Jahre nach seinem Erstlingswerk widmet sich Jan-Uwe Fitz erneut der Figur des Taubenvergrämers. Das Buch handelt von einem Mann im schwarzen Hemd, dem eine Taube von der linken Schulter läuft. So weit, so gut. Ich an Ihrer Stelle würde es kaufen!

Ach, Moment, jetzt habe ich die Schutzfolie doch noch aufbekommen, dann steige ich etwas tiefer in die Buchbesprechung ein.

„Wenn ich was kann, dann nichts dafür“ ist weniger ein Roman als vielmehr ein episodisches Drama, das ausschließlich von seinen komischen Dialogen lebt, deren absurde Begleitumstände nur kurz angedeutet werden. Wer die Gelegenheit hatte, einer Lesung des Autors beizuwohnen, kommt nicht umhin, sich eine Hörspielversion des Buches zu wünschen, und Kekse, denn Kekse sind lecker.

Der rote Faden der Handlung ist mehrmals um den Finger gewickelt, ausgefranst und nicht einmal rot: Aus seinem Schweizer Heimatdorf kommt der Titelheld nach Berlin, um dort als Kammerjäger Tauben zu verscheuchen, ist seiner Aufgabe aber weder fachlich noch emotional gewachsen. Nach zehn Jahren fasst er den Entschluss, Berlin den Rücken zu kehren und lässt sein Hab und Gut bei einer Umzugsfirma einlagern, verbringt aber weitere sechs Jahre in der leeren Wohnung, bis es ihn zeitweilig nach Venedig verschlägt und er schließlich in die Hauptstadt zurückkehrt. Als soziophober Misanthrop scheitert er dabei immer wieder im Kontakt mit anderen Menschen, seien es Kunden oder Nachbarn, woraus sich die irrwitzigsten Dialoge ergeben:

„Meine Frau ist tot. Letzte Woche gestorben. Sie haben sie knapp verfehlt.“
„Aha.“
„Können Sie nicht was Mitfühlendes sagen? Das würde mich bestimmt trösten. Mir geht’s nicht gut.“
„Sie vermissen sie bestimmt sehr.“
„Geht so. Ihre Leiche liegt noch im Schlafzimmer. Das macht ihren Tod natürlich ein Stück leichter.“
(S. 80ƒ)

„Geben Sie es zu“, sage ich aufgebracht, „SIE haben die Tauben festgetackert!“
„Ich? Nein. Warum sollte ich das tun? Die Tauben können sprechen, da werden sie bestimmt auch tackern können.“
„Ich glaube, die Tauben können gar nicht sprechen. SONDERN SIE SIND BAUCHREDNER!“
„Ich? Bauchredner? Ich weiß gar nicht, was ein Bauchredner ist.“ Er lacht nervös und heiser.
„Sie lügen!“
„Wollen Sie damit sagen, dass ich lüge?“
(S. 85ƒ)

Storyline, Charakterentwicklung, üppige Umweltbeschreibungen wird man nicht finden, es ist kein Buch für Herz und Verstand, sondern für Zwerchfell und Oberschenkel: Man wähnt sich in einer Abfolge von Monty-Python-Sketchen, muss lachen, schmunzeln, den Kopf schütteln oder debil grinsen. Mehrheitsfähig ist das auf keinen Fall, und genau deshalb lesenswert.

Comedyromane mögen in Mode sein, aber der Vergrämer ist heftiger, schonungsloser, absurder – schlicht: bekloppter – als es der arglose Leser erwarten wird.

Einen Moment bitte, ich bekomme gerade eine Nachricht unserer Blog-Frauenbeauftragten.

Die Gendergerechtigkeit gebietet, dass ich nicht das Buch eines Mannes rezensiere, ohne zugleich das Werk einer Frau zu besprechen.

Wenig überraschend handelt es sich dabei um Nadine Hillmakers Opus Magnum „Fick Zombies in der Leichenhalle“, das mir vom ZDF empfohlen wurde.

Dieser siebenseitige Bildungsroman kostet 2,99 Euro und kommt damit auf einen Seitenpreis von 43 Cent, ist also voraussichtlich zehnmal so gut wie das Buch von Jan-Uwe Fitz, das nur 3,6 Cent pro Seite kostet.

Leichen haben beide Bücher zu bieten, aber das Feld der Sinnlichkeit bleibt von Fitz unbestellt, während Hillmaker so fein ziselierte Erotismen bietet wie:

„Sie griff nach unten und begann ihn zu masturbieren, bis sie nicht mehr länger warten konnte und sich seinen Schwanz in die Möse schob.“

Das ist schön formuliert, beredter Ausdruck gediegenen Stilempfindens. Wie plump hätte eine Autorin mit weniger Feingefühl hier dilettiert, wie grob erst ein männlicher Autor!

Auch Dialogfäden weiß Nadine Hillmaker kunstvoll zu spinnen:

„Du alte Pott-Sau! schrie Gerd aufgebracht, als Beate zu schnattern und zu knattern begann. Was zum Henker hast Du bloß zuletzt gefressen? Gar nichts, ich hatte gerade einen Magen-Darm-Infekt, als es mich erwischt hat“

Liebesgeflüster, wie es nur eine Frau so elegant in Worte zu kleiden weiß, Jan-Uwe Fitz muss sich hier geschlagen geben. Auch in der Namensgebung seiner Charaktere leistet er sich Schwächen: Herr Menke, Frau Wolters, Ehepaar Meiser – wie kraftlos klingt dies gegenüber den Zombienamen Stummel-Sven, Banana-Bernd und Gürckchen-Gerd, die gewiss eine Anspielung auf die Nasenlänge sind.

Abschließend kann mein Urteil nur lauten, dass die Zukunft der Literatur in Frauenhand liegt. Skeptiker mögen einwenden, auch Jan-Uwe Fitz könne Pseudonym einer Schriftstellerin sein, aber das ficht mich nicht an.

Was immer Sie lesen werden: Essen Sie dabei doch Kekse! Denn Kekse sind Genuss und Spaß, ein kulinarisches Feuerwerk der guten Laune. Herr Bahlsen aus Hannover schrieb mir dazu erst neulich: „Ja, es stimmt. Kekse sind Genuss und Spaß und ein kulinarisches Feuerwerk der guten Laune.“

Wollen Sie auch weiterhin meine unbestechlichen Kritiken lesen? Dann stecken Sie mir unauffällig Geld zu.

Man lese auch meine anderen Rezensionen.

Aus meinen Tweets der 28. - 30. Kalenderwoche 2013

28.07.2013 23:59

Die Ritter in den Märchen mussten nur deshalb Drachen töten, weil die Prinzessinnen noch kein Badezimmer hatten, in dem eine Spinne saß.

Zu Beginn der Überwachungsaffäre dachte ich, man müsse die Regierung abwählen. Inzwischen bin ich mir unsicher, ob wir eine Regierung haben.

In einer Parallelwelt preist der feiste Eber Friedrich seinen Mitschweinen die Vorteile des Schlachthofs.

No observation without representation! Deutsche Abgeordnete in den US-Kongress!

Warum habt ihr Gardinen? Hörenswerter Rant von @LinaMadita gegen Überwachung und Generalverdacht (30 Min.)

Tipp: Wenn der Asphalt so heiß ist wie jetzt, einfach mal einen Käfer auflesen, ihm den Bauch kaltpusten und ihn wieder hinsetzen.

Wenn es keinen Gott gäbe, würden die Flüsse nicht genau unter den Brücken hindurchfließen.

USA verspricht Russland, flüchtigen Dissidenten nicht zu foltern oder zu töten. Als ich jung war, waren die Rollen noch andersrum verteilt.

Fassade

14.07.2013 12:00

Fassade

Aus meinen Tweets der 26. - 27. Kalenderwoche 2013

07.07.2013 23:59

„Warum habt ihr Gardinen?“ - „Damit nicht jeder reingucken kann.“ — Wie man Datenschutzgespräche mit seinen Eltern beginnt.

„Aber sie beschützen uns doch vor Terroristen“ liegt nur eine Schublade über „aber er hat doch Autobahnen gebaut“. Nie so tief bücken!

„Ja es gibt Monster unter deinem Bett. Verhalte dich ruhig und tu, was wir dir sagen, dann passiert nix.“ Wenn Eltern wie Regierungen wären.

Wenn unser Innenminister dieses blinde Vertrauen, das er gegenüber Amerikanern hat, auch zu uns hätte, wie schön das wär!

Am meisten leid tun mir ja die ehemaligen DDR-Bürger. Immer noch Überwachung, aber keine Vollbeschäftigung mehr. Haha, Arschkarte!

Neuer Beitrag in meinem Zweitblog: Massenüberwachung ist falsch positiv 

Eines Morgens aufwachen und denken: „So schlecht sehen beige Steppjacken ja gar nicht aus!“ Davor fürchten wir uns doch alle.

Wörter, die es nicht gibt: Mund-zu-Mund-Propaganda, Wehmutstropfen, Rückrad, Imbus, Kreissaal, einzigster, erstmal, dankeschön, wonz.

Habe 40 Euro verloren, rede mir aber ein, dass der Finder genau diesen Betrag noch für seine Krebstherapie brauchte. Welch ein schöner Tag!

Ich bin mittlerweile so weit, dass ich ein Buch schneller von Amazon geliefert bekäme als es in meinem Bücherschrank zu finden.

Tipp: Häufig freuen!

Aus meinen Tweets der 24. - 25. Kalenderwoche 2013

23.06.2013 23:59

Terroristen spielen über Bande, sie terrorisieren uns nicht mit Anschlägen, sondern mit Anti-Terror-Gesetzen.

Der Terror hat in exakt dem Moment gewonnen, wo man sich mehr vor der eigenen Regierung als vor den Terroristen fürchten muss.

Schlagzeilen, die man nie liest: Innenminister schlägt vor, potentiellen Lebensrettern und Wohltätern schon vorsorglich Orden zu verleihen.

Ich sitze draußen und schreibe. Fliegen setzen sich auf meinen Text. Vielleicht ist er doch nicht so gut, wie ich dachte.

Ich überlege, demnächst auf EDV umzusteigen, da verhaken sich die Typenhebel beim Schnelltippen nicht so leicht. Ist natürlich noch Neuland.

Vorschlag: Merkel macht den Internetführerschein, Obama belegt eine Erstsemestervorlesung über Menschenrechte. Dann hören wir auf zu lästern

Ein Pärchen mit einer angeleinten Katze. Sicher ehemalige Hundebesitzer, die sich mit dem neuen Gerät noch nicht so auskennen.

Ich habe jetzt auch ein Gästeklo. Mit sieben Sitzplätzen. Aber es kommt irgendwie keine Stimmung auf.

Man sagt nicht mehr „zum hier Essen oder zum Mitnehmen?“, sondern „möchten Sie zur mobilen Version wechseln?“

Oma ins Bett gebracht. Daran gedacht, wie sie mich ins Bett gebracht hat. Sentimental geworden.

Früher war ich unattraktiv, aber das habe ich nicht lange durchgehalten.

Danke, Jony

10.06.2013 21:00

Aus meinen Tweets der 22. - 23. Kalenderwoche 2013

09.06.2013 23:59

Der Arzt sagt, ich sei hochbegabt. Oder hochbetagt, er sprach halt sehr leise und ich behalte das nicht mehr so gut.

Ich esse jetzt Ochsenschwanzsuppe. Oder wie die Ochsen sagen: „Nicht den auch noch!“

Das Wort Bauch (ahd. būh) bedeutet ursprünglich „der Geschwollene“. Ein flacher Bauch ist also ein Oxymoron, damit Ihr’s nur wisst!

Ich habe mir eine Birne gekauft. Es wird mir guttun, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen.

Hat schon mal jemand geschrieben, dass Backshops das Bäckerhandwerk zu einer brotlosen Kunst machen?

Gefangenenlager, Morddrohnen, Überwachung, Spionage: Ohne Hollywood käme man gar nicht drauf, dass die Amerikaner die Guten sind.

Ich stelle mir immer vor, dass Menschen, die „nichts zu verbergen“ haben, ein gemeinsames Schlafzimmer mit ihren Eltern teilen.

1 kg Roggenbrot kostet im Januar 1917 nur 0,34 RM, im Januar 1923 schon 1428 RM und im November 201 Mrd. RM. Diese Bäcker sind unersättlich!

Der Ausdruck „ein Heidenspaß“ sollte einem zu denken geben, ob man der richtigen Religion angehört.

Kleiner Newsflash

30.05.2013 23:33

Die Fotorubrik wurde um Bilder aus Danzig und neue Instagram-Fotos erweitert.

Der Häkeloma geht es gut, der gebrochene Arm ist verheilt, und die Schweinchenproduktion seit kurzem wieder angelaufen. Aufgrund der großen Nachfrage kommt immer nur Sonntags eine begrenzte Anzahl von haekelschweinen in den Shop, ständig lieferbar bleiben die Bücher.

Immer einen Besuch wert ist auch mein Zweitblog Simple Sachen.

Danzig

28.05.2013 12:00

Krantor in Danzig

Aus meinen Tweets der 20. - 21. Kalenderwoche 2013

26.05.2013 15:03

Wandteller sind die Altersflecken der Wohnung.

Ein Meerschweinchen herzhaft gähnen sehen und nicht an die Evolution glauben, das kann man nicht.

Die Onlinemagazine möchten, dass wir den Adblocker ausschalten und die Telekom möchte uns drosseln, wenn wir zu viele Werbegrafiken laden.

Wer seinen Adblocker abschaltet, darf natürlich auch während der Fernseh-Werbepausen nicht aufs Klo, so konsequent muss man sein.

„Sagen Sie, ist dieser Rohrzucker guineabissauisch oder guatemaltekisch?“ – „Gehen Sie weg!“

Frauenquote? Immer dieser moderne Kram, was stimmte denn nicht mit der alten Blender- und Arschkriecherquote?

Schade, dass die Achtzigerjahre 3653 Tage am Stück waren und nicht übers ganze Leben verteilt.

An manchen Tagen kann ich mich besonders schwer daran gewöhnen, dass mein Alter zweistellig ist.

Regen steigert meine Vorfreude auf besseres Wetter. Hurra!

Tipp: Wenn Ihr Eurer Freundin einen Ring kauft, schreckt das nur anständige Männer ab; kauft ihr lieber eine Mütze mit Tierohren.

Helden

16.05.2013 00:03

Batman gehört zu den oberen 1 Prozent und bekämpft Verbrecher aus den unteren 99 Prozent, ohne die Systemfrage zu stellen.

Superman besitzt gottähnliche Macht, könnte Kriege und Ausbeutung beenden, spielt aber lieber den Hilfssheriff und verkleidet sich in seiner Freizeit als einer der 99 Prozent.

Spiderman gehört zu den 99 Prozent und schafft es trotz seiner Superkräfte nicht in die 1 Prozent.

Nietzsche

14.05.2013 12:00

Aus meinen Tweets der 18. - 19. Kalenderwoche 2013

12.05.2013 23:59

Auf Milchtüten sollte angegeben sein, wie viel Prozent des Inhalts neben der Tasse landet. Unter dem Fettgehalt wäre noch Platz dafür.

Wenn man Brot zu lange bei sich wohnen lässt, wird es liebesbedürftig und pelzig, will pausenlos gestreichelt werden. Nicht machen!

Ich bin einer großen Verschwörung auf der Spur! Warum z. B. kann man Badezimmertüren von außen abschließen?

Polnisch besteht ausschließlich aus Variationen von „Fischers Fritze fischt frische Fische“ aber die Polen verstehen einander. Teufelskerle!

Hutträger sollten einen Hut tragen, damit man sie als solche erkennt.

„Ich werd’ dann mal wieder, man sieht sich!“ waren die letzten Worte des Buddhisten. 

Das Recht auf Unverletzlichkeit der Wohnung ist kein Backsteinrecht, das Briefgeheimnis kein Papierrecht. Internetgrundrechte? Bürgerrechte!

Wenn sich CDU & SPD im Internet mit VDS und BDA ihre eigene kleine DDR basteln, gelten die Bürgerrechte bald nur noch in Altersheimen.

„Ich esse nichts, was Augen hat.“ – „Ich esse nichts, was nicht weglaufen kann!“

Vierzig

06.05.2013 09:00

Aus meinen Tweets der 16. - 17. Kalenderwoche 2013

28.04.2013 23:59

Ich mag diesen Planeten.

Die Müdigkeit wollte mich überwältigen, aber ich war stärker. Jetzt sitzen wir beide wach auf der Bettkante.

Hilferuf der Eltern: Fernseher kaputt! Ferndiagnose einfach, nur AV-Kanal verstellt. Gern, früher habt ihr ja auch mein Spielzeug repariert!

Neulich habe ich Brot mit keinem Brot verwechselt und versehentlich Letzteres gekauft.

Wenn Ihr Bekannten bei Computerproblemen helft: Das erste Mal gratis, das zweite Mal 100 €, dann immer verdoppeln. Optimiert die Lernkurve!

Ich hinke meinem Zeitplan mal wieder um zwei Stunden hinterher. Aber es ist auch ungerecht, dass ich hinken muss, während er Motorrad fährt.

Während in Deutschland die Telekom mit dem geordneten Rückbau des Internets beginnt, ist Lesotho ab jetzt in Street View erfasst.

Die Zukunft beginnt, wenn man keine Auto- & Fernseh-Vergleiche mehr benötigt, um zu erklären, warum man das Internet nicht kastrieren darf.

In den Sommerferien löse ich mit meinen Detektivfreunden immer Kriminalfälle. Kann aber auch sein, dass ich das nur aus einem Hörspiel habe.

Apple WWDC tickets sold out: 2008 for the first time, 2009 in 1 month, 2010 in 8 days, 2011 in 10 hours, 2012 in 2 hours, 2013 in 90 seconds

Mein Hosenknopf hat mich gerade fett genannt. Während er in hohem Bogen absprang. Der Feigling!

„Meine Kochrezepte schreibe ich immer in Steno.“ – „Du notierst dir die Strichcodenummer der Fertiggerichte!“ – „IN STENO!“