Tweets im 2. Halbjahr 2020

Man sagt nicht mehr Telefonbuch, sondern Enkeltrickopferverzeichnis.

Wird eigentlich nach sportlichen Erfolgen auch jedes Mal der Stammbaum der Sportler überprüft, ob wirklich „Deutschland“ diese Goldmedaillen und Meisterschaften gewonnen hat? Oder ist es nur bei Straftätern wichtig, einen nichtdeutschen Vorfahren zu finden?

Ich höre lieber völlig humorlosen Leuten zu als solchen, die nach jeder lustigen Bemerkung „Spaß beiseite, war ja nur ein Witz“ sagen. Mir geht auch in manchen Podcasts auf den Zeiger, wenn ein Scherz dadurch erwürgt wird, dass ihn der Urheber als solchen bezeichnet, und der Gesprächspartner dem nochmals beipflichtet. Humor muss beiläufig sein. Reaktion ist Lachen oder Gegenbemerkung; aber keine Erklärung bitte. Clown 1: „Guten Tag, ich trage eine rote Nase, aber nur zum Scherz, das ist gar nicht meine echte Nase!“ – Clown 2: „Stimmt, in Wahrheit ist deine Nase normal. Und diese Blume an meinem Revers spritzt Wasser.“ – Clown 1: „Jetzt hast du mich nass gespritzt. Aber nur als Witz.“

Früher hat NDR 1 nur Musik für alte Leute gespielt, aber heute laufen da auch die Hits der 70er und 80er für uns Junge.

Wenn ein Mensch merkt, dass die meisten dümmer sind als er, gibt es zwei mögliche Reaktionen: „Die nutze ich aus!“ oder „Denen bringe ich was bei.“ Daran scheiden sich die Charaktere.

Im NDR wurde eine Hörerfrage ausgestrahlt, warum denn so viel Plattdeutsch gesendet werde für eine kleine Minderheit. Aus der Antwort erfuhr man, dass es vier Minuten am Tag plus zwei Stunden in der Woche seien. Das fand ich symptomatisch: Schon das kleinste Entgegenkommen für Minderheiten wird von manchen Angehörigen der Mehrheit als überdimensioniert empfunden und als eigener Verlust.

Ein Arzt kann dir attestieren: „Du siehst gut, du brauchst beim Autofahren keine Sehhilfe zu tragen.“ Ein Arzt kann dir nicht attestieren: „Egal, wie gut du noch gucken kannst, du brauchst beim Autofahren keine Sehhilfe, da sie dir unangenehm wäre.“ Genauso ist es mit der Maske. Ein Maskenattest bedeutet nicht: Ich darf ohne Maske in den Supermarkt und andere gefährden. Sondern: Ich bestelle mir die Ware nach Hause. Es ist keine Jokerkarte! Es gibt auch kein Ich-darf-besoffen-fahren-weil-ich-Alkoholiker-bin-Attest.

Ich schlafe heute auf der Autobahn, weil ich gelesen habe, dass mehr Leute im Bett sterben als auf der Autobahn.

Die Geschwindigkeit, mit der populäre Fantasiefiguren um die Welt wandern, hat sich enorm gesteigert. Ich kenne es noch aus den 80ern, dass SciFi- und Fantasy-Blockbuster in Deutschland erst ein halbes Jahr nach den USA ins Kino kamen und man vorher auch nix davon mitbekam. Gerade las ich, dass der Roman „Frankenstein“ 1818 rauskam, aber die erste deutsche Übersetzung erst 1912.

Mit dem Programm CoreMark kann man die Leistungsfähigkeit von Prozessoren vergleichen. Mein MacBook Pro kommt auf einen Wert von rund 85000, mein Atari ST schaffte 1,92. Und in der Tat bin ich heute vierundvierzigtausendmal so produktiv wie vor dreißig Jahren. Während ich in der Schule drei Stunden lang an einem Aufsatz schrieb, schaffe ich dasselbe heute in einer Viertelsekunde. Oder ich nehme mir einfach die vollen drei Stunden wie früher, behandele das Thema aber nicht auf zehn Seiten, sondern breite es auf vierhundertvierzigtausend Seiten aus. Dank moderner Technik kann ich ohne Mehraufwand mühelos ins Detail gehen.

Anfangsszene aus „Der Traum vom Elch“, 1986: Sie zupft einen Brief aus dem Briefschlitz, liest „wir können uns am Wochenende treffen“ und rennt hinaus zur Telefonzelle, um die Zugauskunft anzurufen. All das würde sich heute auf dem Smartphone abspielen.

Man kann nicht in einer Wahl darüber abstimmen, Wahlen abzuschaffen, weil man diese Entscheidung nicht nur für sich selbst fällen würde, sondern auch für zukünftige Wähler, die ohne Wahl aber die Wahl nicht per Wahl wieder einführen könnten. Deshalb dürfen undemokratische Parteien in einer Demokratie nicht zur Wahl stehen, denn die zu wählen, wäre ein Vertrag zu Lasten Dritter, nämlich der Zukünftigen.

Triangel ist Maskulinum, Femininum und Neutrum. Bestimmt ein Lieblingswort bei Deutschlernern, weil man da nix falsch machen kann.