Diktaturwunsch als Eigentor

Ich verstehe nicht, wie man wollen kann, dass die eigene politische Seite grundsätzlich immer zum Wahlsieger erklärt wird. Man muss doch wünschen, dass sie auch verlieren könnte. Sonst wird sie sich gar nicht mehr um den Wähler kümmern, sondern nur noch um Belange der Geldgeber.

Nicht nur für die Gegner, auch für die Anhänger einer Partei ist es also gut, wenn die Möglichkeit einer Niederlage erhalten bleibt und man den Wahlverlust nicht dadurch ausschließt, dass man ihn grundsätzlich als Betrug brandmarkt. Sonst macht man sich als Wähler verzichtbar.

Zugleich würde man sonst jede Möglichkeit eines friedlichen Machtwechsels ausschließen. Das hätte aber zur Folge, dass fortan jeder Bürger als potenzieller Umstürzler betrachtet würde, auch man selbst, sogar wenn man die Regierung gutheißt, was ja schwer zu beweisen ist.

Aus dem naiv-kindlichen Wunsch „meine Mannschaft muss immer Gewinner sein, alles andere ist geschummelt“, entstünde also eine Welt, in der man keinen Einfluss mehr auf die Politik hätte und trotz fleißigen Fähnchenschwenkens als potenzieller Staatsfeind gälte.