Was ich mir wünsche, ist ein Dolmetschernotdienst, den man als Veranstaltungsbesucher rufen kann und der dann vom Veranstalter bezahlt werden muss. Und zwar für folgende Fälle:
Fünfzig Deutsche unterhalten sich auf einer Konferenz in hölzernem Englisch, weil ein einzelner Amerikaner zugegen ist. Und man hört einen interessanten Vortrag zu Computer- oder Social-Media-Themen, aber bekommt eine Hirnhautentzündung von dem schtrong dschörmän äckzent.
Ein ausländischer Regisseur radebricht englische Plattitüden auf der Berlinale. Anruf beim Dolmetscher-Notdienst und schon stürmt jemand im blauen Dress mit rotem Umhang und einem „D“ auf der Brust ins Kino und dolmetscht aus der Muttersprache des Regisseurs.
Am schlimmsten ist es bei Schriftstellern. Die bewundert man ja gerade dafür, dass sie so gut mit ihrer Sprache umgehen können. In der sollten sie dann auch antworten dürfen, wenn sie aus dem Publikum oder vom Moderator einer Lesung gefragt werden.
Ein Dolmetscher ist keine unnötige Ausgabe, nur „weil doch jeder Englisch kann“. Die Leute können auch alle irgendwie kochen, und trotzdem beauftragt man damit ein professionelles Catering und stellt nicht den Vortragenden an den Herd.
Wenn ich Gelegenheit habe, einem klugen oder interessanten Menschen zuzuhören, sollte der in einer Sprache reden dürfen, die er perfekt beherrscht. Man spart am falschen Ende, wenn man nur einen Englisch-Deutsch-Dolmetscher bestellt (oder gar keinen) und ihn Englisch reden lässt.
Es geht mir um den Sender, nicht den Empfänger der Kommunikation. Wie gut ich selbst Englisch verstehe, kann ich durch Lernen beeinflussen. Aber wenn jemand seine Äußerungen simplifiziert, um sie in Englisch statt seiner Muttersprache auszudrücken, erreicht mich nur dies Simple.