Ahnung haben

„Was haben Sie gelernt?“ – „Ich bin KFZ-Meister.“ – „Ach, dann sind wir ja Kollegen, ich habe auch einen Führerschein!“ – „Nein, nein, ich habe mehrere Jahre Ausbildu…“ – „Ach, da werden Sie schon nicht mehr gelernt haben als ich in der Fahrschule!“


„Was haben Sie gelernt?“ – „Ich bin Tischler-Meister.“ – „Ach, dann sind wir ja Kollegen, ich habe auch neulich ein Billy-Regal zusammengeschraubt!“ – „Nein, nein, ich habe mehrere Jahre Ausbildu…“ – „Da werden Sie doch nicht mehr gelernt haben als in der Ikea-Anleitung steht!“


„Was haben Sie gelernt?“ – „Ich bin Sprachwissenschaftler.“ – „Ach, dann sind wir ja Kollegen, ich hatte mal eine zwei im Deutschaufsatz!“ – „Nein, nein, ich habe mehrere Jahre Ausbildu…“ – „Da werden Sie ja nun auch nicht mehr gelernt haben als ich in der Schule!“


Die meisten von uns finden es doch zu recht seltsam, wenn ein Fachfremder über unser Thema doziert und dabei Fehler macht, die uns schon in den ersten Ausbildungsmonaten ausgetrieben wurden. Dann sollten wir uns auch kritisch hinterfragen, ob wir wirklich überall mitreden können.

Dass man Ahnung von etwas hat, glaubt man eigentlich nur, wenn man sehr wenig oder sehr viel davon versteht.

In beiden Fällen geht dies mit einer festen Meinung einher, von der man sich nicht abbringen lassen will. Im zweiten Falle ist die Wahrscheinlichkeit, wirklich recht zu haben, aber deutlich größer.

Ob jemand bei einem Thema zur ersten oder zweiten Kategorie gehört, erkennt man leicht, wenn man selbst zur zweiten gehört, und gar nicht, wenn man selbst zur ersten gehört.

Um entscheiden zu können, ob man jemand anderen richtig zuordnen kann, müsste man aber vorher wissen, in welcher Kategorie man selbst ist.

Man strebe eine korrekte Selbsteinschätzung an, ob man sich bei einem Thema deshalb für kompetent hält, weil man viel darüber weiß, oder aber, weil man wenig darüber weiß und seine Wissenslücken nicht erkennt. Ein Anhaltspunkt sei, wie viel Zeit man in das Thema investiert hat.