Von Herrchen an der Autobahn ausgesetzt

Pfeifenraucher

Die treuen dunklen Augen blicken uns mitleiderregend an und scheinen zu fragen: Was hab ich nur getan, dass mich Herrchen hier zurückgelassen hat? Auf dem Rastplatz angebunden und entsorgt, damit der verantwortungslose Besitzer einen unbeschwerten Urlaub genießen kann, so enden viele dieser hilflosen Wesen.

Auf diese Weise ausgesetzt, kann man nur von Glück sagen, wenn die armen Geschöpfe von freiwilligen Helfern gefunden, gefüttert, gewaschen und gebürstet werden und dann in der Hoffnung auf ein neues Herrchen ihren Platz im Frauenhaus finden.

Wie einfach wären solche Tragödien zu vermeiden, wenn der künftige Besitzer sich vorher informierte, welche Verantwortung die Anschaffung einer Frau mit sich bringt, welche Haltung und Pflege sie erfordert und wo man sie während der Ferien unterbringen kann.

Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Unüberlegt wird eine Frau mit ins Haus gebracht, weil sie so putzig dreinschaut, aber kaum ist die erste Begeisterung verflogen, werden all die Unannehmlichkeiten offenbar, die mit der Frauenhaltung verbunden sind:

Ungefragt tragen sie Pflanzen ins Haus und verstecken sie in Tongefäßen auf der Fensterbank. Die Fenster selbst versehen sie mit einem Gespinst, das sie „Gardinen“ nennen. Sie verwenden Herrchens Rasierapparat an den falschen Körperstellen und verstopfen das Waschbecken mit langsträhnigen Fellresten. Sie brauchen ewig im Bad, weil sie nur mühsam aufs Stehpinkeln dressiert werden können, sie verquasseln sich beim Gassigehen mit anderen Artgenossinnen und ziehen an der Leine, wenn man ein Schuhgeschäft passiert. Sitzt man abends in der Kneipe, jaulen sie so lange vor der Tür, bis man entnervt mit ihnen nach Hause geht.

Auch die Unterhaltskosten wollen kalkuliert sein: Frauenfutter ist an der Aufschrift „Diät“ erkennbar und teurer als normale Nahrung. Die saugfähige Einstreu muss monatlich erneuert werden, Striegelbürsten und Fellpuder stets zur Hand sein, und das Frauenspielzeug vom Juwelier ist keineswegs billig.

Erwägen Sie die Anschaffung gründlich. Oft ist ein Hamster die bessere Wahl.

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Text: Michael Budde

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