Ich liebe Selbstironie, sehe aber mittlerweile auch ihre Gefahren.
Wann immer ich von mir erzählte, habe ich bevorzugt auf lustige Missgeschicke zurückgegriffen und Erfolge witzig relativiert. Das macht einfach mehr Spaß als Prahlerei und ich höre solches auch von anderen lieber.
Weiter kommt man aber im Leben mit Selbstbeweihräucherung, und das muss psychologische Ursachen haben. Offenbar bleibt das Eigenlob im Gedächtnis der anderen als Kompetenzausweis hängen und nicht als die Angeberei, als welche sie zunächst empfunden wurde.
Der Selbstironische wird als derjenige gespeichert, dem immer lustige Schnitzer passieren, aber der Unironische als jener, dem immer alles gelingt, selbst wenn sich deren Leistungen gar nicht unterscheiden, sondern nur die Vermittlung selbiger.
Und wenn all dies schon für Zuhörer gilt, die durchaus Ironie verstehen, kann man sich denken, welche Auswirkungen Selbstironie auf jene hat, die unter einem Ironiehandicap leiden und jede Aussage wörtlich nehmen.
Mit Selbstironie, so herrlich sie ist, muss man also vorsichtiger sein als einem lieb wäre. Dennoch möchte ich möglichst nur selbstironische Menschen um mich haben, da ich das gegenseitige liebevolle Sticheln einfach zu sehr mag und ich Menschen, die sich übermäßig ernst nehmen oder schnell beleidigt sind, recht anstrengend finde.
So wenig Selbstironie gibt es also einerseits, weil es kein so häufiger Charakterzug ist, denn er kollidiert mit anderen Eigenschaften wie Ironieunverständnis und Großtuerei. Andererseits aber auch, weil Selbstironie leicht missverstanden werden kann.