Fahrkarten- versus Parkautomat

Was meiner Mutter neulich auffiel: Wie kompliziert Fahrkartenautomaten sind und wie einfach im Vergleich dazu Parkscheinautomaten sind. Vielleicht kann man daraus auch schon gesellschaftliche Prioritäten ablesen.

Ich habe tatsächlich noch nie Senioren klagen hören, wie kompliziert das Ziehen und Bezahlen eines Parkscheins sei, während dies bei Fahrkarten ja ein Standardthema wie das Wetter und der schlimme Rücken ist.

Wenn die Fahrkartenautomat-Entwickler für Parkscheinautomaten zuständig wären, müsste man vor dem Parken minutengenau die Parkzeit eingeben, dann eine mehrstellige Parkplatzkennziffer, Fahrgestellnummer und Anzahl der Fahrzeuginsassen. Breitere 1.-Klasse-Parkflächen kosten extra.

Parkhäuser sind auch ein Musterbeispiel einfacher Bedienung: Vorher 1 Knopf drücken, Ticket kommt raus. Hinterher Ticket in Automaten stecken und den angezeigten Geldbetrag einwerfen. Ticket zum Schrankenöffnen wieder mitnehmen. 1 Knopf, keine Menüs, kein Tarifwirrwarr.

Das sollte der ÖPNV als Benchmark nehmen. Der Fahrkartenkauf sollte so simpel sein, dass jeder sofort damit zurechtkommt, der Parkscheinautomaten und Parkhäuser bedienen kann.

Aber beim ÖPNV denken wir immer noch alle, dass niemand fürs gleiche Geld weiter oder länger fahren soll als ich, da muss jeder Einzelfall genau berechnet werden. Und wie beim Steuerrecht wird es dann statt gerechter vor allem komplizierter.

Idee: ÖPNV-Automat ohne Knöpfe. Man steckt 5€ rein und bekommt ein Ticket heraus, mit dem man in der ganzen Stadt fahren kann. Steckt man das Ticket innerhalb 1 Stunde wieder in einen Automat, kommt 4€ raus. Später nur noch 2€, als Pfand, damit man das Ticket nicht verschenkt.

Persönlich wäre ich zwar für einen ganz steuerfinanzierten ÖPNV ohne Tickets, aber man kann zu diesem Ziel hin ja Zwischenschritte machen.

Welche Details im Tarifsystem abgebildet werden, ist nie objektiv, sondern eine (firmen)politische Entscheidung. Man differenziert z.B. nicht nach Gang- und Fensterplatz oder Fahrtrichtung. Man müsste auch nicht zwingend eine Tarifzonenunterscheidung innerhalb der Stadt haben.