Ich habe eine neue Gewohnheit angenommen: Jeden Tag beschreibe ich mit dem Füller eine Erinnerung auf genau einer A4-Seite. Mehr Text ist nicht erlaubt. Vorheriges Nachdenken und stilistisches Feilen sind verboten. Ich setze das Thema mit der Überschrift und schreibe dann los.
Seltsamerweise funktioniert das. Im Idealfall habe ich dann nach einem Jahr 365 kleine Texte, aus denen ich was Größeres machen kann. Was nie funktionierte, war das lange Schwelgen vor dem Schreiben, weil ich dann eine riesige Geschichte im Kopf aufbaue, die genau dort verbleibt.
Ob die Erinnerung einen Tag oder vierzig Jahre alt ist, spielt keine Rolle. Ich muss nicht in chronologischer Abfolge vorgehen. Ganz gleich auch, ob es ein einzelner Moment ist oder eine längere Phase, die ich beschreibe.
Ich merke, wie viel ich schon vergessen habe. Aber das hat auch sein Gutes: Wenn das Gedächtnis wie ein Sieb ist, fallen die Sandkörner durch und die Goldnuggets bleiben drin.
Wie archiviere ich die geschriebenen Seiten? Sobald ich einen Collegeblock voll habe, fotografiere ich alle Blätter und lege den Block ins Bücherregal. Falls das Haus abbrennt, habe ich die Seiten noch als Fotos. Sind auf dem Computer auch schneller durchblätterbar.