Bekanntlich gibt es nur drei gute Twitterer, und zwar @PeterBreuer, mich selbst und einen dritten, den ich nicht nenne, damit ich jedem Twitterer gegenüber behaupten kann, er sei gemeint.
Ich lese @PeterBreuer schon, seit ich ein kleiner Junge war. Wenn seine Tweets auf Twitter gesendet wurden, durften wir Kinder länger aufbleiben und saßen frisch gebadet im Schlafanzug auf dem Sofa und folgten gebannt seinen Einfällen. Das war noch Unterhaltung für die ganze Familie! Und wenn ein Tweet besonders oft gefavt wurde, sprang der Breuer in die Höhe und rief: „Sie sind der Meinung, das war spitze!“
Eines Tages war er dann einfach weg. Abgesetzt! Man munkelte etwas von einer Weltreise, andere wähnten ihn in Klausur im tibetischen Kloster, endlich aber feierte er sein Comeback, nur um irgendwann wieder zu verschwinden und erneut zurückzukehren.
Nun jedoch hat er sich in Papierform verewigt, zwischen Buchdeckeln niedergelassen, wo wir ihn schwarz auf weiß nach Hause tragen können, auf dass er uns nie wieder entweiche!
Als Göttinger kann ich sagen, dass ein Mitbürger von mir besondere Freude an diesem Werk gehabt hätte: Georg Christoph Lichtenberg. Beide Autoren eint die Fähigkeit zu witzigen Bonmots und geistreichen Aphorismen. Gewiss wird man bald auch einen Mondkrater nach Breuer benennen.
Meine drei Lieblingstweets von Breuer sind:
„Aufeinander eingehen. Was für ein schöner Tod.“ (S. 174)
„Alles, was ich an dir liebe, würde ich auch bei jemand lieben, der besser aussieht.“ (S. 17)
Und ein dritter, den ich nicht nenne, damit ich behaupten kann, es sei derselbe wie Breuers persönlicher Lieblingstweet.
Insgesamt hat das Buch über 200 Seiten und die Tweets sind alphabetisch nach Stichworten geordnet. „Ein Satz sagt mehr als tausend Worte“ ist der ebenso treffliche wie treffende Titel.
Leider ist mein Rezensionsexemplar mit Kuli vollgekritzelt, und dasselbe ist der gesamten Auflage passiert! Aber es gibt Schlimmeres. Meine Mutter hat einmal ein verliehenes Buch mit einer Wurstscheibe als Lesezeichen zurückerhalten. Peter Breuers Werk ist frei von Fleischwaren. Und frei von Käse, was nicht jedes Buch von sich behaupten kann.
Da ich für Rezensionen nach Zeilenhonorar bezahlt werde, will ich noch einen kurzen Exkurs einflechten:
In einem Leipziger Antiquariat hörte ich neulich, wie sich ein Kunde den Unterschied zwischen Goethes Faust 1 und 2 erklären ließ, bis er schließlich den Entschluss fasste, dass ihm der erste Teil genügen werde: „Dann nehme ich nur den Faust 1 hier“, tat er kund, worauf die Antiquarin entgegnete: „Gern, aber was Sie jetzt in der Hand halten, ist mein Kassenbuch, das brauche ich noch.“ Diese Geschichte hat eigentlich keine Moral, außer dass es nie zu spät ist, mit dem Lesen anzufangen, und Peter Breuers Buch wäre dazu nicht die schlechteste Wahl.