Eine historische Abhandlung von geradezu mittelbarer Brisanz
Die Geschichte des haekelschweins ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Sie beginnt vor 14 Milliarden Jahren, als sich Gott entschließt, anstatt eines gigantischen haekelschweins mit vielen Universen darin doch lieber ein Universum mit vielen haekelschweinen zu erschaffen. Das sollte nicht sein einziger Fehler bleiben.
Den zweiten begeht er an einem Samstag vor 2 Millionen Jahren mit der Schöpfung des Menschen. Nach einer recht ausgedehnten Lehrzeit beginnt der Mensch vor 150.000 Jahren damit, aus kleinen Felsbrocken Steine herauszuschlagen und daraus handtellergroße haekelschweine zu formen, die er als Werkzeuge benutzt. Man wird sie später Faustkeile nennen.
Die Erfindung der Zigarette hat wenig später zur Folge, dass der Mensch sich das Feuer untertan macht und dabei entdeckt, dass es auch zum Wurstbraten, Wärmen und Wölfevertreiben taugt. Die Zigarette tritt zunächst wieder in den Hintergrund, aber das haekelschwein wird zum bevorzugten Mittel des Feuermachens, indem man zwei Exemplare heftig aneinanderschlägt und mit den Funken trockene Gräser entzündet.
Beredtes Zeugnis früher haekelschweine legen steinzeitliche Felszeichnungen ab, welche Neandertaler auf der Mammutjagd zeigen, wie sie Schweinchen als zielsichere Wurfgeschosse verwenden. Leider stellte sich heraus, dass die zottigen Dickhäuter recht immun gegen die haekelschwein-Attacken waren, was zum baldigen Aussterben der Neandertaler führte, während der Homo Sapiens sich dank besserer Jagdmethoden weiter ausbreiten konnte, was zum baldigen Aussterben der Mammuts führte.
Mit der neuen Jagdtechnik war auch die Erfindung der Sprache verbunden, die es den Männern erlaubte, sich auf Beutezügen Kommandos zuzurufen. Eines der ersten Worte war die Silbe „oink”, die soviel wie „Achtung” oder „Scheißwetter heute” bedeuten konnte – oder alles andere, da es ja der einzige Sprachlaut war. Dies erschwerte philosophische Diskussionen ein wenig, weshalb man sie auf später verschob.
Dass der Urmensch aber auch seinen Weibchen das Sprechen beibrachte, ist noch von Generationen seiner Nachkommen bedauert worden.
Antike
Besser zu wahren verstand man das Geheimnis der Schrift, das uns mit den Hieroglyphen der ersten Hochkulturen überliefert ist. In ägyptischen Texten begegnet auffällig oft das Symbol des haekelschweins, das zuweilen als Sonne missdeutet wurde und Pharao Echnaton sogar zur Gründung der ersten monotheistischen Religion veranlasste.
In der griechischen Antike wurde das haekelschwein zum festen Bestandteil der Götter- und Sagenwelt. Man denke nur daran, dass es der rosa Faden eines solchen Tierchens war, der Theseus seinen Weg aus dem Labyrinth des Minotaurus wies.
Viele Kriege wurden um die haekelschwein-Vorkommen rund ums Mittelmeer ausgefochten, sei es gegen Spartaner oder Perser, und erst Alexander der Große konnte durch seine Eroberungen die Grundversorgung mit diesem kostbaren Gut sichern.
Auch die Römer erkannten schnell, dass ein Weltreich die beste Absicherung gegen haekelschwein-Knappheit sein würde und machten sich vorsorglich ganz Europa untertan. Für den Lateiner war SUUM CUIQUE, das Gequieke der Säue, ein steter Ansporn zu wackeren Taten.
Nur die Germanen wollten sich ihres wichtigsten Kultgegenstandes nicht berauben lassen. Gullinborsti, das haekelschwein der germanischen Mythologie, war den teutonischen Barbaren heilig und ließ die Abwehr der römischen Invasoren zur heiligen Pflicht werden, die erst mit dem Untergang des Weströmischen Reiches 476 endgültig erfüllt war.
Mittelalter
Als die Europäer eines Morgens ihr Kalenderblatt abrissen, bemerkten sie erstaunt, dass die Antike vorüber war und das Mittelalter begonnen hatte. Dies löste bei vielen die bekannte Middle-Age-Crisis aus, die man durch den Kauf schneller, teurer haekelschweine und wilde Strickliesel-Affären zu überwinden suchte.
Im Jahre 622 war es mal wieder an der Zeit für eine neue Religion. Der Christus-Hype war langsam abgeflaut und so hielt es Gott für eine coole Idee, den Islam zu erschaffen, was Hochhaus-Architekten später bedauerten, aber Schweine-Liebhaber nur begrüßen konnten, da der Verzehr dieser possierlichen Tierchen endlich geächtet wurde.
In Europa bildeten derweil die Germanen ihre Reiche auf dem Gebiet des ehemaligen Imperium Romanum, allen voran die Franken. Im Jahre 800 ließ sich Karl der Große zum Kaiser krönen. Zwar gab es in Byzanz schon einen Kaiser, aber man wollte diesen Posten nicht auf Dauer einem griechischen Gastarbeiter überlassen.
Die Bewohner des Frankenreiches waren glückliche haekelschwein-Züchter, die sich jedoch im Laufe der Jahre auseinanderlebten. Westlich des Rheins entwickelte man ein Gespür für Stil und feine Lebensart, während man im Osten Fellsocken in den Sandalen trug, aber dafür die besten Ochsenkarren zu bauen verstand.
Schließlich ersann man in den westfränkischen Gaststuben gar eine spezielle Sprache für Speisekarten, um die Gerichte teurer anbieten zu können: das sogenannte Französisch. Im Osten hingegen erfand man einen diffizilen Geheimcode, der die einfachsten Sachverhalte in komplizierte Worthülsen zu kleiden vermochte, das sogenannte Amtsdeutsch.
Letztlich erschien es beiden Seiten besser, in Freundschaft zu scheiden, und so machten die Deutschen ihren eigenen Laden auf, den sie „Heiliges haekelschwein-Reich” nannten, auch wenn der Name nicht immer korrekt überliefert wurde.
Im 11. Jahrhundert erschütterte der Inventur-Streit das Abendland, als sich Kaiser und Papst nicht über die Anzahl europäischer haekelschweine einigen konnten. Also traf man sich in Canossa zum Nachzählen.
Neuzeit
Ein weiterer Kirchenkonflikt entzündete sich 500 Jahre später an der Praxis des Ablasshandels. Der Papst hatte die Lehre vertreten, dass man sich durch das Häkeln rosiger Schweinchen von seinen Sünden reinwaschen könne. Die purpurne Wolle dazu müsse allerdings von der Kirche gekauft werden. Dem stellte sich ein Martin namens Luther entgegen, der aus Protest 95 haekelschweine an eine Kirchentür nagelte.
In der Frühen Neuzeit begann man der Alten Welt überdrüssig zu werden und schickte sich an, Amerika zu erobern. Viele Europäer glauben heute, dass Kolumbus dort von fettleibigen Cowboyhutträgern in bunten Hemden empfangen wurde und Glasperlen gegen Donuts eintauschte.
Aber die eigentlichen Ureinwohner waren die Indianer. Sie durchstreiften die Prärie, lebten im Einklang mit der Natur und widmeten ihr ganzes Dasein der Herstellung von Strick-Bisons.
Dies verblüffte die Neuankömmlinge aus der Alten Welt, die in Amerika einen weiteren Absatzmarkt für ihre haekelschweine gesehen hatten. Doch zum Glück lässt sich ein solcher Interessenkonflikt mit Diplomatie und Fingerspitzengefühl lösen. Leider besaßen die Europäer beides nicht und rotteten die Indianer aus.
Auch daheim waren die Europäer einer gepflegten Metzelei nie abgeneigt, denn weniger Menschen bedeuteten mehr haekelschweine für alle, weshalb man den Dreißigjährigen Krieg vor allem als postnatale Geburtenkontrolle sah.
Ein steter Quell der Unzufriedenheit blieb das Privileg des Adels auf die schönsten haekelschweine eines Jahrganges, derweil die Bauern unter ständiger Knappheit dieses lebenswichtigen Gutes lebten. 1789 entlud sich dieser Gegensatz in der Französischen Revolution, die mit der Erstürmung eines haekelschwein-Lagers in der Bastille begann.
Wie jede gute Revolution endete auch diese mit der Ermordung politischer Gegner und der Berufung eines Alleinherrschers. Kaiser Napoleon, der stets ein haekelschwein unter der Weste barg, eroberte ganz Europa auf der Jagd nach dem rosa Golde.
Dies führte 1806 auch zum Ende des Heiligen haekelschwein-Reiches in Deutschland, aber schon 1871 stand man in neuer Besetzung wieder auf der Weltbühne. Für die Hauptrolle des Kaisers fand man 1888 leider nur noch einen Laiendarsteller: Willi Zwo trug nicht nur einen Bart und schwer an der Last seines Amtes, sondern auch wenig Gutes zur deutschen Geschichte bei.
Zwanzigstes Jahrhundert
Schon 1914 stand ein neuer Krieg auf der Tagesordnung, aber diesmal wollten die Europäer den Spaß nicht für sich behalten, sondern alle daran teilhaben lassen, weshalb es ein Weltkrieg wurde. Bei dessen Ende 1918 war nicht jeder mit dem Ausgang zufrieden, aber man tröstete sich mit der Hoffnung auf eine baldige Wiederholung.
In Deutschland rief man die Republik aus, nachdem der Kaiser abgedankt hatte, um sich ganz seiner haekelschwein-Zucht zu widmen. Endlich wurde auch das Frauenwahlrecht eingeführt, sodass man nicht mehr die Erstbeste heiraten musste. So genoss man kurzzeitig die Demokratie, merkte aber bald, dass Selberdenken zu wenig Zeit zum Häkeln ließ, und korrigierte diesen Fehler 1933 wieder.
Das Dritte Reich findet hier, wie in jeder Firmen-Chronik, keine Beachtung.
Nachdem sich die Anzahl der Europäer und ihrer Gebäude bis 1945 auf wundersame Weise verringert hatte, bat Deutschland seine Nachbarländer um die kreative Neugestaltung seiner Staatsgrenzen. Die originellste Idee hatten die Russen, als sie eine Teilung des gesamten Landes und seiner Hauptstadt vorschlugen.
Den Ostteil nannte man DDR, was die Abkürzung für De-De-Er ist. Die haekelschwein-Produktion lag hier in den Händen des Kombinats VEB Textil-Paarhufer, war aber so schlecht organisiert, dass man bis zu 15 Jahre auf die Auslieferung eines Schweins warten musste.
Im Westteil, der sogenannten Bundesrepublik, entwickelte sich eine Überflussgesellschaft mit unzähligen haekelschwein-Anbietern, die so lange ihre Arbeiter wegrationalisierten, bis alle potentiellen Kunden arbeitslos waren und sich keine Schweine mehr leisten konnten.
Seit der Wiedervereinigung beider Staaten erfolgte die gesamte haekelschwein- Produktion in einer kleinen Manufaktur im Landkreis Oldenburg, von wo aus die frohe Kunde vom gehäkelten Schweine in alle Welt verbreitet ward.
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