Die deutschen Presseverleger trommeln für ein sogenanntes Leistungsschutzrecht, nach welchem sie dafür entlohnt würden, dass Google News und Blogger auf die Nachrichten dieser Zeitungshomepages zitierend hinweisen.
Das Bezaubernde daran ist, dass gerade jene Medienunternehmen, die sonst überall den freien Markt preisen, für sich selbst ein gesetzliches Alimentierungssystem fordern.
Bleiben wir spaßeshalber mal im neoliberalen Denkrahmen, ohne auf die sozialen Implikationen einzugehen: Selbst aus wirtschaftlichen Gründen ist es gefährlich, wenn deutsche Contentprovider ihr Heil vornehmlich in Abmahnungen suchen statt im Qualitätswettbewerb.
Ein gutes Beispiel sind die Routenplaner, die einst von mehreren deutschen Kartenverlagen ins Netz gestellt wurden, nur um daraufhin sämtliche Kleinunternehmer und Vereine abzumahnen, die ein Kartenbild als Anfahrtsbeschreibung auf ihre Homepage setzten. Und dann kam Google Maps und das armselige Geschäftsmodell war dahin.
Niemand hat die deutschen Anbieter daran gehindert, selbst einen frei einzubindenden Kartendienst auf die Beine zu stellen, der zum deutschen Marktführer geworden wäre und innerhalb dessen sie Karteneinträge für Restaurants und Läden, ähnlich wie in den Gelben Seiten, verkauft hätten.
Stattdessen sind sie durch das deutsche Abmahnrecht dazu verführt worden, das schnelle Geld mitzunehmen, aber das große Geld anderen zu überlassen. Dass wir heute einen amerikanischen Kartendienst nutzen, um die nächstgelegene Apotheke in Buxtehude herauszufinden, ist eine Auswirkung davon, dass deutsche Contentprovider lieber die Gesetzeskeule schwingen als innovativ und mutig zu sein.
Beim Leistungsschutzrecht befürchte ich Ähnliches: Wenn die Rechtslage heikel, teuer und kompliziert wird, werden Blogautoren eben nicht mehr auf deutsche Zeitungen verlinken, sondern auf ausländische. Das werden für Deutschlandthemen schweizerische und österreichische sein und für Weltthemen vermehrt englischsprachige. Die inländischen Medien verlieren dadurch ihre Deutungshoheit nur noch schneller, und die die ausländischen freuen sich über die zusätzlichen Werbeeinnahmen.
Nachtrag: Ich habe diesen Artikel in einem neuen Blogeintrag erweitert.