Neulich im Einwohnermeldeamt hatte ich ein gutes und ein schlechtes Erlebnis:
Positiv fiel mir das Wartenummernsystem auf. Jeder kam in der Reihenfolge dran, in der er das Amt betreten hatte, und es ging angenehm schnell. Früher waren die Beamten nach Buchstaben aufgeteilt und so konnte es geschehen, dass man eine halbe Stunde hinter Mitbürgern wartete, deren Anfangsbuchstabe zufällig auch am Beginn des Alphabets steht, während die übrigen Beamten Zeitung lasen. Im Nachhinein fragt man sich, warum wir uns das so lange haben bieten lassen und ob die Umstellung eine Serviceoffensive ist oder eine Notwendigkeit aufgrund von Personalkürzungen.
Negativ fiel mir ein Rentner auf, der einen Personalausweis beantragte und auf die Frage, ob er einen Fingerabdruck darin speichern möchte, klischeehaft antwortete: „Gern, ich habe ja nichts zu verbergen!“ Das Zusammenschlagen der Hacken habe ich mir hingegen nur eingebildet. Allzu gerne hätte ich vorm Rathaus auf den Mann gewartet und ihn um einen Gefallen gebeten: „Könnten Sie mal meine Einkaufstüte halten, ich muss mir den Schuh zubinden. Danke schön, jetzt sind Ihre Fingerabdrücke auf der Tüte. Meine nicht, ich trage ja Handschuhe. Und jetzt überfalle ich eine Bank, lasse mir das Geld in die Tüte packen und werfe die leere Tüte in Tatortnähe weg. Früher hätte Sie kein Mensch verdächtigt, denn die Polizei hatte nur Fingerabdrücke von Verbrechern vorliegen, aber nun hat man auch Ihre und wann immer ein Gegenstand oder Ort, den Sie angefasst haben, etwas mit einem Verbrechen zu tun hat, werden Sie ein Alibi besitzen müssen. Fangen Sie am besten gleich heute an, Tagebuch zu führen. Auf Wiedersehen!“