Das haekelschwein Blog

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Aus meinen Tweets der ersten Märzwoche

07.03.2011 00:00

Eine Sammlung meiner Twittermeldungen von Anfang März:

Würde Deutschland nur aus uns Twitterern bestehen, hätten wir eine bessere Politik. Allerdings niemanden mehr, der sie ausführt.

Kopfschmerzen tun eigentlich nur dann weh, wenn es die eigenen sind.

Ich habe eine Paprika gekauft! Bin gespannt, was man da alles mit machen kann. Wo schaltet man die überhaupt ein?

Ich feiere norddeutschen Karneval, indem ich mit Käsespießchen bewaffnet die Rosenmontagsumzüge im Fernsehen verfolge.

Wer sind die Pro-Guttenberger?

02.03.2011 16:28

Wenn ein Verteidigungsminister überführt wird, seine Doktorarbeit zum Großteil abgeschrieben zu haben, und die Beweise von jedermann gesichtet werden können, er aber dennoch lediglich inhaltliche Fehler zugibt und erst auf massiven Druck aus Wissenschaftskreisen zrücktritt, wie kann es dann sein, dass dieser Mensch weiterhin bei großen Bevölkerungsteilen beliebt ist und als "bester" oder "ehrlichster" Politiker verehrt wird? Die Unterstützerschar für Karl-Theodor zu Guttenberg lässt sich dabei nicht einmal im gewohnten Links-Rechts-Spektrum verorten, denn in den Artikeln und Leserkommentaren der FAZ weht ihm die steife Brise der Empörung entgegen, während er in den Leserkommentaren auf Spiegel Online vielfach verteidigt wird.

Besonders heißblütig wird er auf zwei Facebook-Seiten vergöttert, deren eine sogar fordert "Wir wollen Guttenberg zurück" und es auf mehr als eine halbe Million Anhänger gebracht hat. Was sind das für Menschen, die dort Guttenberg bejubeln und seine Verfehlungen marginalisieren? Auf den ersten Blick fällt auf, dass dort keine politischen Argumente zu lesen sind, sondern die Sympathiebekundungen jenen gleichen, die sonst Popstars zuteil werden. Auch gewinnt man anhand der Argumentationsmuster und der Orthografie den Eindruck, dass sich dort in stärkerem Maße Menschen mit geringerer formaler Bildung zusammenfinden als auf anderen politischen Diskussionsplattformen.

Das Blog Netzpolitik.org nahm dies zum Anlass, sich nicht ohne Häme die vermeintlich lustigsten Beiträge der Guttenberg-Fans herauszupicken und in einem Blogbeitrag zu veröffentlichen, den ich zur Versachlichung der Diskussion, leicht abgewandelt, wie folgt kommentierte:

 

Es bringt nichts, sich über unpolitische Menschen mit einfacher formaler Bildung lustig zu machen.

Was sollen die daraufhin tun, plötzlich gebildet werden? Wie soll das gehen?

Stattdessen muss man sie da abholen und annehmen, wo sie sich emotional und intellektuell befinden. Das ist nicht die abstrakte Welt dröger Politik mit ihren ellenlangen Diskussionen und meterhohen Papierstapeln, sondern es ist die Welt des Events, der Tat, der bewegenden Bilder.

Wer nur Boulevardmedien konsumiert, aber kaum seriöse Zeitungen oder Bücher liest, für den ist alles unterhalb von Superstars, Sensationen und Riesenwirbeln jenseits der Wahrnehmungsschwelle, für den gibt es nur total toll oder total scheiße.

Guttenberg war seit langem der erste Politiker, der es über die Wahrnehmungsschwelle dieser Bevölkerungsgruppe geschafft hat, alle übrigen verschwimmen in ihren Augen in derselben grauen Masse.

Dass er Politiker war, erschien aber nur als Anlass, über ihn zu berichten, nicht jedoch als Inhalt der Boulevardberichte. Deren Konsumenten interessieren sich auch nicht für Politik, sondern für schillernde Prominente.

Guttenbergs Beliebtheit bei dieser Schicht leidet deshalb auch nicht unter seinen Fehlern als Politiker, weil seine Fans gar nicht genau sagen könnten, worin dessen Politik eigentlich besteht, sondern sie sind sich lediglich sicher, dass ein Mensch, der ihnen derart sympathisch ist, auch auf diesem obskuren Feld namens Politik etwas Großes leistet.

Alle Gegenargumente, die Guttenbergs politische Versäumnisse aufzählen, verfangen deshalb nicht. Genauso wenig wie man einer verliebten Teenagerin den nichtsnutzigen Freund ausreden könnte, denn sie liebt ihn ja nicht wegen seines beruflichen Erfolgs. Im Gegenteil verstärkt man in beiden Fällen nur die Anziehung, weil man Trotz erzeugt und ein Bedürfnis, das Objekt seiner Liebe zu verteidigen.

Ein Großteil der Guttenberger scheint mir aus den Gruppen der Nichtwähler und der politisch Uninteressierten zu kommen und sich jetzt erstmals in eine politische Diskussion einzuschalten. Das erklärt auch, warum in vielen Foren so viele Neumitglieder ohne vorherige Beiträge sich für Guttenberg einsetzen. Das ist wohl kein Astroturfing, sondern die haben sich vorher eben nie für Politik interessiert, und jetzt interessieren sie sich zumindest für einen Politiker, allerdings auch nicht wegen dessen Politik, sondern wegen seiner Starqualitäten.

Dadurch unterscheiden sich diese Guttenberger auch von CSUlern. Die CSUler unterstützen Guttenberg, um ihre Politik nicht zu beschädigen. Die Guttenberger unterstützen Guttenbergs (unbekannte) Politik, um Guttenberg nicht zu beschädigen.

Statt Häme über die Guttenberger auszuschütten, sollten sich Bildungsbürger und etablierte Parteien überlegen, wie sie die Alltagspolitik verständlicher, aber auch mal spannender und begeisternder verkaufen könnten, damit nicht nur Buchstabenfresser sich dafür interessieren, sondern auch Menschen mit weniger Abstraktionsvermögen. Warum kann eine Regierungserklärung nicht so mitreißend sein wie eine Apple-Keynote? Man kann doch politische Themen auch mal mit Schwung und Begeisterung verkaufen. Die Boulevardmedien wiederum sollten sich fragen lassen, ob Personalisierung und ständiges emotionales Dauerfeuer der einzige Weg sein muss, die Zielgruppe anzusprechen, oder ob man nicht mal ein paar Gänge zurückschalten kann; wer ständig Überwürztes isst, verliert das Gespür für die feineren Geschmacksnuancen.

Nehmen wir also die Trauer der Guttenberger ernst, sie haben wirklich etwas verloren. Und das Verlorene sollte man ihnen auch zurückgeben, aber nicht in der Person Guttenbergs, sondern indem man ein wenig vom Auftreten und vom Verkäufertalent Guttenbergs in die für viele allzu graue Politikwelt übernimmt. Man kann von Guttenberg durchaus lernen, wie man Begeisterung erzeugt, wie man Tatkraft ausstrahlt, wie man Menschen für sich gewinnt. Das sind Dinge, die auch ehrliche Politiker durchaus plagiieren dürfen, und dabei muss die politische Substanz keineswegs auf der Strecke bleiben.

Aus meinen Tweets im Februar 2011

28.02.2011 23:59

Eine Sammlung meiner Twittermeldungen im Februar:

Wir Geisteswissenschaftler werden einen BWL-Bachelor sicher niemals Akademiker nennen; sondern Chef.

Der liebe Gott hatte irgendetwas Großes mit mir vor, leider haben wir beide vergessen, was!

Was manchen Führungskräften fehlt, ist nicht so sehr die Gebärmutter als das Gewissen. Da wäre eine Quote mal wünschenswert.

Mama sagt, ich habe nen siamesischen Zwilling! Wen weiß ich noch nicht, verdächtige aber den aufdringlichen Untermieter neben mir aufm Sofa.

Wer alles an die große Glocke hängt, verdient eine kleine Schelle.

Ich brauche immer etwas, bis ich auftaue, überlege aber wirklich, ob ich meinen Eltern nicht das Du anbiete.

Komisch, immer, wenn ich selbst koche, gibt es Nudeln mit Tomatensoße. Vielleicht ist meine Küche kaputt.

Allein im Restaurant, stelle ich stets eine offene Schatulle mit zwei Ringen auf den Tisch und bestelle für zwei, aber es beißt nie eine an.

Immer, wenn der Himmel so bedeckt ist, hoffe ich, dass Gott hinter dem geschlossenen Vorhang etwas ganz Tolles für uns austüftelt.

Es gibt immer etwas Wichtigeres als die eigenen Fehler. Nämlich die der anderen. Und nichts Schlimmeres als jene.

Sympathischer als Menschen ohne Vorurteile sind nur noch jene, welche die unsrigen teilen.

Das Argument, es gebe doch Wichtigeres, findet man ganz unten im rhetorischen Köcher, wenn man alle anderen Pfeile schon verschossen hat.

Im Moment sind Gott und ich quitt. Fragt sich, wer von uns in meinem Leben als nächster eine Dummheit anstellt.

Blöd, wenn die Nase kribbelt und man dann merkt, dass es kein Kribbeln, sondern ein Quietschen und nicht die Nase, sondern die Tür ist!

Habe gerade meinen Hamster ausgestopft. Wenn er mal stirbt, stelle ich ihn einfach in den Schrank. Im Moment kotzt er Holzwolle.

Freut Ihr Euch auch schon darauf, in 50 Jahren mit Euren Altersgenossen im Kreis zu sitzen, Fang-den-Ball zu spielen und Lieder zu singen?

Wenn ich mir nicht so grundsympathisch wäre, hielte ich's gar nicht jeden Abend mit mir alleine auf dem Sofa aus.

Nachbarn mit überlauter Musik haben immer einen anderen Musikgeschmack als man selbst.

Schweinesichtungen vierte Februarwoche

28.02.2011 23:39

Von mir kommentierte Fotos, die haekelschwein-Kunden getwittert haben:

"Der zehnte war irgendwie unbekömmlich." Foto (von MichaTufftuff)

Vor seiner Rede ans Volk nimmt der Revolutionsführer noch einen kräftigen Schluck: Foto (von freak___out)

Neues aus dem Kochstudio: Tagesblog.de (von CeKaDo)

Platon im Original als Urlaubslektüre: Foto (von mir)

Finde das Plagiat: Foto (von haraldmeyer)

"Oh, ein Solarium!" Foto 1 
"Erstmal schön braun werden..." Foto 2 (von z1r0_)

Berufliche Umschulung zum Schmetterling: Foto (von sommerschaf)

Tweets zur Causa Guttenberg

28.02.2011 22:59

Eine Sammlung meiner Twittermeldungen zur Guttenberg-Plagiatsaffäre in der Reihenfolge ihres Erscheinens:

Armer Guttenberg! Erst musste er den Schock verkraften, dass ein Doktortitel nicht erblich ist, und jetzt gibt's schon wieder Ärger damit.

Immer, wenn sich ein junger Überflieger als protegierter Schummler erweist, lacht irgendwo ein Langzeitstudent.

Ein gekaufter Doktortitel ist ein bisschen wie ein Möbelhausregal voller Buchattrappen anstelle einer Bibliothek.

Diejenigen, die in der Schule von mir abschrieben, verdienen heute auch mehr Geld als ich. Aber ich bin nicht verbittert. Gnarf! Raaarrrr!

Heute: Guttenberg gibt vorübergehend seinen Doktortitel zurück. Demnächst: Diebe geben vorübergehend ihre Beute zurück.

Ob so was 2011 noch klappt? Im Internet kann die Plagiatsbeweise jeder sehen und im TV beteuert Guttenberg seine Urheberschaft.

Sieben Jahre will Guttenberg für die Dissertation gebraucht haben. Also kannte er Strg-C nicht, sondern tippte tatsächlich alles ab.

Deutschlandfunk zur Internet-Häme über Guttenberg: Siehe dazu auch:

Der Unterschied zwischen einem Dr. und einem "Dr." ist, dass man bei Anrede des Letzteren das untere Lid mit dem Zeigefinder herunterzieht.

ist genau die Art von Kinderpornographie, die unsere Politiker gerne zensieren würden.

Das kann man allen Guttenberg-Apologeten vorlesen:

Volksnaher Vergleich: Was würdest du zu einem Tischler sagen, der sein Gesellenstück nicht selbst angefertigt, sondern bei IKEA bestellt hat?

Als nächstes sollte ein SPD-Poltiker des Promotionsbetrugs überführt werden. Ich wüsste zu gerne, ob ihn dann die SPD oder CSU verteidigt.

Das ist wirklich schön: "Eine Person in Fußnoten":  Daran können sich Gegner und Fans auf ihre Weise erfreuen.

Ich hoffe, die Presse sieht in Zukunft genauer hin, aus welchem Holz der Politiker ist, an dem sie sich als Herrgottschnitzer betätigt. Es sollte den Medien eine Lehre sein, dass sie eine lebende Visitenkarte zum Politstar kürten und dann fast nicht mehr loswurden.

Ich glaube, Volkes Stimme pro Guttenberg rekrutiert sich vor allem aus Nichtwählern, die sich sonst nicht am Politikdiskurs beteiligen. Dass Guttenbergs-Fans den Satz "Er machte tolle Politik" nicht begründen können, liegt daran, dass sie sich nicht für Politik interessieren. Guttenberg-Fans sind wohl Unpolitische, die ihn wie einen gedissten DSDS-Kandidaten verteidigen und ein Idol, keinen Politiker, anhimmeln. Anders ist die glühende Verehrung ohne politische Substanz kaum erklärbar. Manche Facebook-Gruppen und SPON-Foren haben Tea-Party-Qualität.

Jetzt, wo Guttenberg weg ist, können wir Twitter ja wieder seinem ursprünglichen Zweck widmen: Ich esse Hähnchengeschnetzeltes zu Mittag.

Nikolaikirche Leipzig

05.02.2011 16:48

Nikolaikirche Leipzig

Aus meinen Tweets im Januar 2011

31.01.2011 23:59

Es wäre schon viel gewonnen, wenn wir aus einem Migrationshintergrund nicht immer einen Migrationsvordergrund machten.

Haben Kinder lesbischer Eltern eigentlich zwei Bauchnabel?

Ich habe noch eine Geheimidentität, aber vergessen, welche. Hoffentlich keine wichtige.

Ich hatte lange keinen One-Night-Stand mehr. Also One-Night schon, aber Stand nicht.

Früher konnte man bei mir die Rippen zählen! Heute nicht mehr. Ist aber egal, ich habe mir die Zahl gemerkt!

Zu Weihnachten sollten wir auch an die Menschen denken, die weniger haben als wir: Weniger Anstand, weniger Skrupel und weniger Geldsorgen.

Der deutsche Protestantismus ist die Homöopathie unter den Religionen: Wirkt nicht, aber schadet wenigstens nicht.

Habt Ihr morgens schon mal irrtümlich statt der Haustür den Kleiderschrank geöffnet und erst abends gemerkt, daß Ihr gar nicht im Büro wart?

Fragt Ihr Euch auch manchmal, ob jene, die im Sportunterricht weiter springen und werfen konnten als Ihr, heute viel Geld damit verdienen?

Das geringste Vertrauen in Gott haben jene, die ihn vor Atheisten verteidigen zu müssen glauben.

Ich muss immer kichern, wenn ich hihihi sage.

Damit mein Hund stubenrein wird, habe ich ihn zur Selbständigkeit erzogen. Er hat jetzt eine eigene Wohnung, wir telefonieren manchmal.

Ich habe das Keinrad erfunden: Man klemmt sich einfach einen Sattel zwischen die Beine! Den Rest erledigt die Marketingabteilung.

Sie hatten sich auseinandergelebt. Er pichelte, sie pilcherte.

Habe mich bei den Nachbarn beschwert, dass sie zu laut im Bett seien. Wollen mich jetzt nie wieder zum Partnertausch einladen.

Ich glaube, mein Dönermann diskriminiert mich, indem er mir doppelt so viele Servietten mitgibt wie den anderen Kunden.

Für den Weltrekord im Vergessen hab ich mal die ganze Bibel auswendig gelernt und im Nu wieder vergessen! Fragt mich was, ich weiß nix mehr!

Man soll sich beim Sex nicht zu sehr verausgaben. 50 Euro müssen reichen.

Auf den Vorwurf, ich würde meine Überlegenheit heraushängen lassen, schaue ich immer erstmal nach unten.

Flirten für Anfänger: „Wen würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ - Für Profis: „Auf welche einsame Insel würdest du mich mitnehmen?“

Erfolg und Reichtum haben mich nicht verändert! Aus der Ferne ist das auch gar nicht möglich.

Ich mag Menschen, die keine Ironie verstehen. (80% denken jetzt „ich auch nicht“ und 20% „danke schön“. Alle zufrieden!)

In einer Parallelwelt zerknüllt Bonnie Blume das Cellophanpapier und stellt den Tierkadaver in die Vase.

Was der Jugend gefällt, gefährdet die Kultur. Was den Alten gefällt, ist Kultur. Ein Konflikt, der durchs Altern gelöst wird. Immer wieder. Durch Schundhefte, Ballerspiele und Horrorvideos wurden weniger Leute zu Mördern als durch Gewinnstreben, Frömmigkeit und Patriotismus. Nicht alles Neue bedeutet den Untergang des Abendlandes. Aber ich bin immer noch skeptisch, was diese Pilzköpfe aus Liverpool betrifft.

Ich mag es, wenn ein Eichhörnchen seine Nase an meinem großen Zeh schubbert. Aber passiert ist das noch nie.

Wir haben eine Regierung, die haben ein Regime. Wir haben Jugendschutz, die haben Zensur. Wir haben Krawalle, die haben Unruhen.

Das Wasser stieg so hoch, dass nur noch Entenköpfe aus dem Wasser schauten. (aus der Reihe „unwahrscheinliche Naturbeobachtungen“)

Ich gehe stets im Limbotanz unterm Türrahmen durch. Das ist zwar nicht schwer, aber ich habe auch keinen Ehrgeiz.

Die verlogenste Werbeform sind Kunden-Testimonials. Auch Herr K. aus Hannover stimmt mir zu: „Damit hat haekelschwein völlig Recht!“

1960 gab es in Deutschland 172 Computer. Damals musste man nicht lange überlegen, wem man auf Twitter folgen soll.

Ich habe eine Tarnkappe. Aus Wolle. Wer sie über den Kopf zieht, sieht mich nicht mehr.

„Ich unterhalte mich nicht gern mit Dümmeren.“ - „Kann ich gut verstehen, Sie haben ja genug Alternativen, mir bleibt nichts Anderes übrig.“

eBook-Reader: iPad oder ePaper und welches?

09.01.2011 01:00

Ein iPad ist ideal für jene, die bisher nur einen stationären Computer im separaten Arbeitszimmer nutzen, denn sie erhalten nun endlich vom Sofa aus Zugriff aufs Internet und können abends mal beim Fernsehen etwas in der Wikipedia oder Filmdatenbank nachschauen oder Facebooknachrichten verschicken.

Man befreit dadurch das Internet aus seinem Computergefängnis, denn wenn man während eines Gesprächs oder einer Fernsehsendung wissen möchte, wer Neo Rauch ist, will man sich dafür nicht wirklich "an den Computer setzen", sondern einfach die Wikipedia aufschlagen oder die Google-Bildersuche bemühen.

Hat man hingegen bereits ein Notebook oder Smartphone, überschneidet sich das Einsatzgebiet des iPads damit, sodass die zusätzliche Anschaffung schwerer zu rechtfertigen ist.

Als eBook-Reader hat das iPad Vor- und Nachteile:

Die Vorteile sind, dass man auch bei Dunkelheit lesen kann und dass aufwändige Layouts und Illustrationen originalgetreu wiedergegeben werden, was bei Comics, Zeitschriften und vielen Sachbüchern wünschenswert ist.

Die Nachteile sind folgende: Der Akku hält zwar den ganzen Tag, aber nicht mehrere Wochen wie bei ePaper-Geräten, was jedoch nicht allzu praxisrelevant ist. Das Gewicht ist zu hoch, um das iPad lange in einer Hand zu halten oder mit zwei Händen über dem Kopf, wenn man im Liegen liest. Es gleicht doch eher einem dicken Hardcoverbuch, das man zum Lesen auf den Knien hat. Auch zum Mitnehmen ist es zwar kleiner als jedes Notebook, aber sperriger als ein Taschenbuch. Die Tatsache, dass es neben der eBook-Readerfunktion noch tausenderlei Spiele und Internetprogramme (Browser, Twitter) bieten kann, vermag leicht vom Lesen abzulenken. Das Display ist zum Lesen an der hellen Sonne schlecht geeignet, wie Notebooksdisplays generell, also ungeeignet für den Strand oder die Liegewiese.

Ein letzter Nachteil ist Empfindungssache: Manche Menschen haben Einschlaf-Schwierigkeiten, wenn sie bis spät abends vor einem kaltlichtigen Leuchtmonitor sitzen. Der Körper ist eher darauf eingestellt, dass zur Schlafenszeit hin eine wärmere, mehr ins rötliche Spektrum gehende Beleuchtung herrscht. Außerdem werden die Dinge des täglichen Lebens indirekt beleuchtet und leuchten nicht selbst unmittelbar ins Auge wie ein Computerdisplay.

Somit kommen wir zu den Vorteilen der ePaper-basierten eBook-Reader:

Deren Bildschirme sind nicht hintergrundbeleuchtet, sondern sehen aus wie bedrucktes Umweltschutzpapier. Zum Lesen bedarf es indirekter Beleuchtung wie bei einem Buch. Im Dunkeln sieht man nichts darauf, aber dafür lassen sie sich sogar in hellstem Sonnenlicht problemlos lesen, wo das iPad passen muss.

Liest man vorm Schlafengehen auf einem ePaper-Gerät, hat man nicht das Gefühl, "bis zuletzt vorm Computer gesessen" zu haben, wie es beim iPad der Fall sein kann, sondern es ist, als habe man ein papierenes Buch gelesen, und somit für meinen Geschmack entspannender.

Weil ePaper nur beim Umblättern Strom verbraucht, nicht aber beim Anzeigen, muss man ein solches Gerät nur alle paar Wochen aufladen, kann es also ohne Netzteil mit in den Urlaub nehmen.

Im Gewicht liegen die meisten eBoook-Reader deutlich unter dem iPad, können also in den gewohnten Lesehaltungen eines Buches genutzt werden.

Ich habe mich beispielsweise für den Bookeen CyBook Opus entschieden, weil er nur 150g wiegt, ein kleines 5"-Display hat und einen schmalen Displayrahmen ohne Tastatur. Damit war er für mich der erste eBook-Reader, der handlicher als ein Papierbuch ist, den man also bequem zwischen zwei Fingern halten kann und der die Tasche weniger ausbeult als ein Taschenbuch. Das reduzierte Äußere lässt weniger das Gefühl aufkommen, ein elektronisches Lesegerät mit sich herumzutragen, als vielmehr eine kleine Anzeigetafel, bei welcher der technische Überbau in den Hintergrund tritt.

Der Opus ist aber ein Gerät für Puristen, die nicht mehr von einem eBook-Reader verlangen, als darauf Texte lesen zu können. Er bietet keine Notizfunktionen, kein Wörterbuch, keinen Wikipediazugriff, keine drahtlose Verbindung, keinen eingebauten Buchladen.

Der Amazon Kindle hingegen bietet für weniger Geld all diese und noch mehr Funktionen, weshalb er (trotz gegenteiliger Meinung der Stiftung Warentest) rein objektiv betrachtet die bessere Wahl scheint. Vom Gefühl her missfiele mir an ihm jedoch, eine Tastatur unten am Buch zu haben, zumal diese mitsamt dem 6"-Display das Gerät zu groß für die Hosentasche werden lässt, sodass man es häufiger zu Hause lassen wird als den kleineren Opus. Auch ist die Auswahl deutschsprachiger Bücher für den Kindle noch recht dürftig.

Neben den Vorteilen der ePaper-Technologie sollte man auch ihre gravierenden Nachteile nicht vergessen: Man kann damit nur unbewegte schwarz-weiße Grafiken mit wenigen Graustufen anzeigen und bei jedem Umblättern wird der gesamte Bildschirm einmal schwarz und baut sich dann neu auf. Neben dem iPad, das Farben, Animationen und Filme beherrscht, wirkt ein ePaper-Gerät wie ein 80er-Jahre-Relikt. Technisch ist es zwar die modernere Lösung, aber zu schätzen weiß man das nur, wenn man überwiegend Fließtexte lesen will. Die bessere Bezeichnung wäre eigentlich statt eBook-Reader eher eNovel-Reader, denn für Bücher mit mehrspaltigem Layout, Illustrationen, Textkästchen und Tabellen eignet sich der einfarbige kleine Bildschirm kaum, sondern bevorzugt für Romane und Fachbücher, die aus reinem Text bestehen, dessen Schriftgröße und Paginierung man dann dem eigenen Bedarf anpassen kann.

ZUSAMMENFASSUNG:

Wenn man eine spartanische Möglichkeit möchte, um tausende Literaturklassiker ablenkungsfrei überall lesen zu können, kaufe man den Bookeen CyBook Opus. Wenn man mit den Texten auch arbeiten möchte (Anmerkungen notieren, Worte nachschlagen, Textstellen suchen), dann nehme man den Amazon Kindle, der das bessere Preis-Leistungsverhältnis bietet. Wenn man noch kein Notebook hat und neben Büchern auch viele Internettexte (Blogs, Zeitungsseiten) lesen will, dann nehme man das iPad, welches sein Geld auf jeden Fall wert ist. Andere Tabletcomputer können diesem vom Bedienungscomfort her nicht das Wasser reichen und sind allenfalls Computerfreakspielzug, das man sich nicht antun sollte, denn der Witz dieser Gerätekategorie soll ja gerade sein, dass man von EDV-Problemen verschont bleibt und sich ganz auf die Inhalte konzentriert.

Aus meinen Tweets im Dezember 2010

31.12.2010 23:59

Was wenige wissen: viel.

Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: „Die Langnasen legen uns immer Weisheiten in den Mund.“

Auf die Karlsbader Beschlüsse folgte zwar das Biedermeier, aber auch der Vormärz. Das sollten unsere Internet-Zensierer mal bedenken.

Wer das Internet als rechtsfreien Raum bezeichnet, sollte nicht vergessen, auch vor dieser neumodischen Beatmusik zu warnen.

Die meisten Menschen, die sich Patriot nennen, könnten ihrer Vaterlandsliebe mit einer Auswanderung am ehesten gerecht werden.

Wenn im Leben der Weg das Ziel ist, sollten die Schuhe bequem sein, nicht schön und teuer.

Früher fand ich mich uncool wegen meines Teddyschlafanzugs. Aber jetzt hat mir meine Mama verraten, dass es außerirdische Ninjateddys sind!

Man ist technikgläubig, wenn man nach einem Fensterblick noch mal auf die Funkwetterstation schaut, ob es wirklich schneit.

Die Gentlemen’s Agreements zwischen Politik, Presse und Wirtschaft werden wertlos, wenn es Publikationskanäle außerhalb der Elite gibt.

Wenn Ihr wüsstet, wo ich mich gerade gekratzt habe! Ich war mir erst gar nicht sicher, ob das überhaupt noch ein Körperteil von mir ist!

Meine Erfahrung mit Ataricomputern ist auf dem Stellenmarkt nicht mehr das wert, was ich mir erhoffte.

Warum gibt es noch Diktaturen? In Demokratien kann man doch das Geld genauso leicht auf die Oberschicht verteilen.

Wem man nichts recht machen kann, dem mag man nicht recht was machen.

„Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Aber wo geht sie hin? Dank Privatisierungen zunehmend ins Leere. Stimmberechtigt sind nur Aktionäre.

Den Teufel gibt es wirklich. Er ist’s, der uns Kieselsteinchen in die Schuhe tut, alle anderen Untaten überlässt er den Menschen.

Wenn ich oft genug Kopfstand mache, müssten doch statt meiner Schläfen meine Schamhaare grau werden, oder merkt der liebe Gott den Trick?

Ich kann ein Stück Holz exakt so zersägen, dass daraus zwei Holzstücke werden!

Früher habe ich in Saus und Braus gelebt, aber dann war mir das Hin- und Herpendeln zu umständlich.

Der am Schuhdiscounter plakatierte Weihnachtsrabatt von 50% verwundert nur dann nicht, wenn man weiß, dass es vorher 70% waren.

Ich war bemützt unterwegs! Eschatologen wissen, was es heißt, wenn selbst ich eine Mütze trage: der Fimbulwinter ist angebrochen!

Ich schrieb meine Memoiren schon als 7jähriger im Voraus und realisiere sie nun seitenweise. Zwar kein Sex, aber die Lego-Rakete ist fertig!

Der Tierpräparator hatte Selbstmord begangen: Man fand ihn ausgestopft auf dem Küchentisch.

Erst geht man mit der Zeit, dann kommt man in die Jahre.

Die Weihnachtsgeschenke sind gekauft, jetzt drucke ich mir nur noch ein paar teurere Preisschilder aus, um sie versehentlich dranzulassen.

Heute bin ich schon müde, nachdem ich zehn Nägel geschnitten habe, früher erst, nachdem ich zehn Schnitten… ach ne, der ist zu billig.

Ein Nachteil der Bachelor-Studiengänge ist, dass sich die Studenten-Weihnachtsmänner heutzutage wieder künstliche Bärte ankleben müssen.

Habe diesen Monat schon zwei Radfahrerinnen aus dem Schnee aufgehoben und saubergeklopft. Hat sich aber nie eine Beziehung draus ergeben.

Man muss gut sein, um zu merken, dass ich besser bin.

Zwischen heute und morgen müsste es stets noch einen Tag geben, an dem man das Liegengebliebene schaffen kann.

Ich habe mir eine Maschwaschine gekauft. War billiger, weil man zwei Labiale falsch montiert hat.

Religionen, die aufs Jenseits oder spätere Leben vertrösten, wollen an den herrschenden Verhältnissen nichts ändern.

Der Biber und ich gehen jetzt einen Weihnachtsbaum klauen. Wenn wir erwischt werden, plädiert er auf Mundraub.

Männeranteil im Maurerberuf: 99,9%. Und 0,1% brauchen einen Kapselheber, um die Bierflasche zu öffnen. (Q.: Statistisches Bundesamt)

Das römische Sol-Invictus-Fest wurde zuerst vom christlichen Weihnachten überlagert und später vom Geschenkefest des Einzelhandelsverbandes.

Und dann war da noch der Bauer, der unter Säschwäche litt.

Populismus ist, im Winter ein Gesetz zu beschließen, es müsse drinnen wärmer sein als draußen. Und vorm Sommer in die Wirtschaft wechseln.

Wozu Anschläge? Schon einem jährlichen Terrorangriff namens Winter hält unsere Infrastruktur dank Privatisieren und Sparen nicht mehr stand.

Manch einem sind nur die Koronargefäße wirklich ans Herz gewachsen.

Oft ist nicht der Weg das Ziel, sondern das Ziel im Weg.

Framed: Rahmen und Linien

17.12.2010 08:04

Framed

Warum Tweetklau uncool ist

10.12.2010 13:30

Ich schätze es, wenn meine Tweets zitiert werden, habe aber ein Problem damit, wenn dies ohne Quellenangabe geschieht, und zwar aus zwei Gründen:

1. Ein Zitat ohne Urhebernennung wird wiederum von anderen abgeschrieben und verbreitet sich in dieser anonymisierten Form immer weiter. Irgendwann ist selbst per Google kaum noch ersichtlich, dass ich der Urheber war, weil Dutzende von Sprüche-Websites, Foren und Onlinemagazinen noch oberhalb des Originalzitats in den Suchergebnissen erscheinen. Liest dann jemand mein Tweetbuch, so werden ihm viele Tweets irgendwie bekannt vorkommen, weil er sie bereits als „herrenlose Sprüche“ auf diversen Websites gelesen hat, und er wird annehmen, ich hätte sie dort abgeschrieben, obwohl es sich umgekehrt verhält.

2. Wenn kommerzielle und werbefinanzierte Anbieter meine Tweets quellenlos übernehmen, so generieren sie dadurch Interesse an ihrem Produkt und verdienen mit Hilfe meiner Tweets Geld, während ich im Gegenzug nicht dafür kompensiert werde, nicht einmal in der Währung Aufmerksamkeit, die sich in Homepagebesucher und Follower ummünzen lässt. Mir bringen jene Tweetübernahmen weder Anerkennung noch Aufträge oder Verkäufe ein, wohl aber dem Medium, das sich meiner Tweets bedient.

Die Lösung ist ganz einfach: Auf Twitter selbst erwähne man den Urheber entweder manuell oder man nutze die offizielle Retweet-Funktion. Anderswo nenne man den Urheber in Klammern nach dem Zitat und verlinke seinen Namen mit dem zugehörigen Twitteraccount oder der Einzeltweetansicht.

Kann man den Urheber partout nicht ausmachen, ist es immer noch besser, das Zitat als „Internetfundstück“ oder Ähnliches zu kennzeichnen, als den Eindruck zu erwecken, man habe es selbst ersonnen, denn zumindest gibt man so dem Leser noch eine Anregung zur Eigenrecherche.

Für Zitate von Schriftstellern und Komikern gilt analog das gleiche, manche Twitteraccounts speisen sich ja selbst ausschließlich daraus. Eine Ausnahme sind lediglich Sentenzen, die schon in den allgemeinen Zitatenschatz eingegangen sind und deren Urheber ohnehin jeder kennt.

Warum Geld für eine Website ausgeben?

03.12.2010 13:30

Mustertext für Webdesigner mit feilschenden Kunden:

„Sie wollen eine Website, weil Sie sich davon einen kommerziellen Erfolg versprechen, denn Sie tätigen damit eine Investition, die sich später für Sie rechnen soll. Eine Homepage ist heute die wichtigste Anlaufstelle für den Erstkundenkontakt. Es ist quasi die Fassade, das Schaufenster und das Empfangszimmer Ihres Unternehmens.

Wie sieht Ihr Laden aus? Steht eine Bretterwand davor, mit einem Briefkasten, in den Ihre Kunden Geld und Aufträge einwerfen sollen? Natürlich nicht. Sie investierten in ein repräsentatives, kundenfreundliches Äußeres, und diese einmalige Investition hat sich vielfach rentiert. Sie haben nun jene Kundenkreise, von denen schäbige Hinterhofläden nur träumen können, denn Ihr Geschäft hebt sich positiv von der Masse ab. Sie sind jemand, der professionelles Auftreten und einen guten ersten Eindruck schätzt.

Diese hohen Anforderungen werden Sie auch an Ihren Internetauftritt stellen, und wir können diese Erwartungen erfüllen. Bretterwände machen wir nicht, und wenn ich Sie richtig einschätze, dann wollen Sie die auch nicht. Ich mache Ihnen mal ein Angebot und Sie überlegen sich, ob das nicht eine Investition ist, die sich am Ende für uns beide lohnen wird.“

Aus meinen Tweets im November 2010

30.11.2010 23:59

Mit 80 ist man alt, mit 40 klug und mit 20 altklug.

Viele Männer wollen eine Frau, mit der sie über alles schweigen können.

„Homöopathie“ prangt auf manchen Apothekenschaufenstern, weil „Ich habe Pharmazie studiert, aber nichts begriffen“ einfach zu lang war.

Ich esse immer nur 80% Prozent eines Brötchens. Aus dem Rest mache ich beiges Konfetti, das meinen Pullover schmückt.

Früher war die Matratze weicher als ich, heute ist es umgekehrt. So kann man im Leben auch mal was zurückgeben.

E-Books verhalten sich zu Büchern wie Dosenravioli zu einem Candle-Light-Dinner beim Italiener: Gleicher Inhalt unterschiedlich serviert.

Ich bin ja sehr skeptisch gegenüber Christen, seit mir mal ein Deutscher das Portemonnaie geklaut hat. Vielleicht sind die alle so!

In keinem Land der Welt lebt es sich so gut wie in jenem, in dem am meisten genörgelt und gejammert wird.

Die Grundrechte sind nicht nur ein Schutz gegen böse Absichten, sondern auch gegen die bösen Folgen guter Absichten.

Stellt sich raus, dass mein Goldbarrenvorrat in Wirklichkeit aus Schmelzkäsepackungen besteht! Das stellt meine Altersvorsorge in Frage.

Ich weiß jetzt endlich, warum ich vom Gassigehen immer ohne Hund wiederkomme: weil ich auch ohne losgehe! Aber dafür extra einen kaufen?

Menschen mit großen Füßen sollten mehr Steuern zahlen, weil sie doch mehr Standfläche in unserem dicht besiedelten Land verbrauchen.

Der Typ in der Wohnung neben mir zahlt die gleiche Miete, obwohl er einen viel sympathischeren Nachbarn hat als ich!

Stellt euch vor, es ist Terrorangst, und keiner macht mit. Der Anschlag ist immer nur der Zünder, die eigentliche Bombe ist die Panikmache seitens Medien und Politik; so funktioniert Terror. Ein Terrorakt ist erst dann gelungen, wenn seinetwegen unsere Rechte eingeschränkt, Minderheiten diskriminiert oder Kriege geführt werden.

In meinem Testament steht, dass ich erst nach meinem Tod beerdigt werden möchte.

Tipp: Man trainiert beim Korrigieren gleichzeitig die Nackenmuskulatur, wenn man sich ein Radiergummi auf die Nase klebt.

Menschen, die sich einen Apfel auf ihr PC-Notebook kleben, schrauben sich später auch einen Mercedesstern an ihren Rollator.

♀ „Das habe ich nie gesagt.“ = ♂ „Ich habe meine Meinung geändert.“

Ich hasse Kopfkissengespräche, die Dinger antworten nie.

Explosion am Bahnschalter

24.11.2010 14:00

Ich raste ja selten aus, aber gerade war es so weit, und Anlass war der miserable Service der Bahn.

Ich merkte am Bahnhof, dass ich meine Bahncard verloren habe. Kein Problem, dachte ich, lasse ich mir halt schnell eine vorläufige Bahncard ausdrucken und für später eine Ersatzcard nach Hause schicken.

Und dann ging’s los:

Zunächst belehrte mich die Bahnfrau, dass ich eine Wartenummer hätte ziehen müssen, obwohl dort niemand wartete. Countdown bis zur Explosion: 10

Dann erfuhr ich, dass ich mich für eine Ersatzbahncard mit dem Bahncardservice in Verbindung setzen müsse, das ginge nicht am Schalter. Countdown bis zur Explosion: 5

Eine vorläufige Bahncard könne sie auch nicht ausstellen, es sei denn, ich wolle noch mal neu für die Bahncard zahlen. Countdown bis zur Explosion: 4

Stattdessen müsse ich im Zug nachlösen. Countdown bis zur Explosion: 3

Die Fahrkarte könne ich mir dann innerhalb von 14 Tagen erstatten lassen, abzüglich 7€. Countdown bis zur Explosion: 2

Natürlich vorausgesetzt, meine Ersatzbahncard sei pünktlich genug da, um sie vorweisen zu können. Countdown bis zur Explosion: 1

Ich fragte noch mal höflich nach, ob diese gequirlte Scheiße ihr Ernst sei.

Dann: BAAMMMM! Ich explodierte in ein Feuerwerk aus Verbalinjurien.

Nachtrag 1: Im Zug musste ich tatsächlich meinen Ausweis vorzeigen und bekam eine Rechnung über den vollen Fahrpreis plus 64€ Strafe. Wie ein Schwarzfahrer. Obwohl ich vorher am Bahnschalter Bescheid gab und man dort per Computer leicht meine Legitimation hätte überprüfen können und mir eine vorläufige Ersatzbahncard ausdrucken. Wollte man aber nicht. Stattdessen ist der offiziell vorgesehene Weg wohl, dass man sich bei verlorener oder geklauter Bahncard in den Zug setzt und dort wie ein Schwarzfahrer behandeln lässt. Das Personal am Schalter hilft einem vorher in keiner Weise weiter. Eine Kundenservicekatastrophe, die in keinem Lehrbuch fehlen sollte.

Nachtrag 2: Am Zielbahnhof ging ich erneut zur Reiseauskunft, weil die Streitlust zurückgekehrt war, und siehe da: Dort erfuhr ich, dass man sich telefonisch eine Auftragsnummer geben lassen kann, mit Hilfe derer man am Fahrkartenautomaten eine Ersatzbahncard ausgedruckt bekommt. Davon wusste man seltsamerweise weder am Startbahnhof noch im Zug etwas.

Nachtrag 3: Es gibt Leidensgenossen.

Nachtrag 4: Auf der Rückfahrt wurde meine Ersatzbahncard nicht anerkannt, weil dort ja meine Bahncardnummer nicht draufstehe, die zur Überprüfung des am PC ausgedruckten Tickets nötig sei. Und das, obwohl die Ersatzbahncard ja nur für mich erstellt wurde und meinen Namen trägt, und ich bei deren telefonischer Anforderung meine Bahncardnummer angeben musste. Aber automatisch draufdrucken, nur weil’s im Zug verlangt wird? Das hieße ja mitdenken, also nichts für unsere Deutsche Bahn. Tatsächlich sollte ich nun wieder als Schwarzfahrer zahlen, es sei denn, ich könne meine Bahncardnummer nennen, die ich natürlich nicht im Kopf hatte. Um die zu finden, ging ich mit Notebook und Handy ins Internet und schaute in meinem Bahn.de-Nutzerkonto nach. Dann endlich war der kafkaesken Bahnbürokratie Genüge getan.

Nachtrag 5 vom Januar 2012: Es hat sich bis heute nichts geändert.

Alltagssünder

12.11.2010 16:15

In Göttingen führt Richtung Innenstadt die vierspurige Weender Landstraße, die beidseitig schöne breite Radwege hat, welche traditionell in beide Richtungen benutzt werden.

Wie ich und tausend andere Göttinger unlängst durch eine freundliche Polizeikontrolle erfuhren, darf der Radweg aber nur in eine Richtung befahren werden.

Ich muss zugeben, dass mir das völlig neu war, obwohl es nach der StVO eigentlich hätte klar sein müssen. Aber die Tatsache, dass sich an diese Regel nie jemand hielt und man auf beiden Seiten stets Gegenverkehr hatte, ließ den Gedanken gar nicht erst aufkommen. Hinzu kommt, dass nach der letzten Kreuzung ein Durchfahrtsverbotsschild für Radfahrer steht und ich dort immer brav die Straßenseite wechselte, weil ich annahm, der restliche Radweg sei nur noch einseitig. In Wahrheit ist das Schild aber überflüssig, wie ich erstaunt zur Kenntnis nahm, und das Durchfahrtsverbot gilt für den gesamten Radweg in der besagten Richtung und nicht erst ab dem Schild.

Auf ein Verwarngeld von 15 Euro wurde verzichtet, womit wenigstens widerlegt ist, dass Verkehrskontrollen nur zur Füllung des Staatssäckels dienten, denn mit den Einnahmen dieser Aktion hätte man gewiss ein neues Polizeiauto kaufen können.

Dennoch kam ich ins Grübeln darüber, wie häufig man doch im Alltag gegen Gesetze verstößt, ohne sich der geringsten Schuld bewusst zu sein.

Wenn die feuchten Träume unserer Innenminister wahr würden und wir eine lückenlose Videoüberwachung zur Ahndung selbst kleinster Übertretungen hätten, fiele mancher brave Staatsbürger, der "nichts zu verbergen" hat, spätestens dann aus allen Wolken, wenn sein Briefkasten vor Bußgeldbescheiden überquölle.

Man stelle sich das einmal praktisch vor: Ich fahre täglich viermal diesen Radweg. Jedes Mal erfasst mich die Überwachungskamera und identifiziert mich anhand der in meinem Ausweis gespeicherten Gesichtsmerkmale. Am Ende des Monats erhalte ich dann plötzlich eine Rechnung über 1.800 Euro, und zwar völlig zu Recht und unanfechtbar, weil ich tatsächlich täglich vier Verkehrsverstöße beging. Dass es welche waren, erfahre ich zwar erst durch diesen Bußgeldbescheid, aber Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Falls die Rechnung erst am Jahresende präsentiert würde, müsste ich sogar rund 20.000 Euro zahlen, bevor ich mein Verhalten entsprechend anpassen könnte.

Zum Glück ist es noch nicht so weit, aber manch einer wird sich dann wundern, dass seine Weste doch nicht so weiß ist, wie er immer dachte.