Das haekelschwein Blog
Distanzieren ist Kollektivieren
21.06.2011 02:11
In Blogs, Politik und Massenmedien hört man zuweilen die Aufforderung an „die deutschen Muslime“, sie mögen sich doch bitte von der Gewalt, die im Namen ihrer Religion begangen werde, ausdrücklich distanzieren.
Dass diese Forderung einen Generalverdacht impliziert, merken viele der ansonsten keineswegs rechtslastigen Urheber offenbar nicht. Deshalb sei es ihnen an dieser Stelle mit dem Holzhammer eingebläut, indem ich Adorno et al.: „Studien zum autoritären Charakter“ zitiere, worin es zwar um den Antisemitismus geht, aber das gleiche Prinzip deutlich wird:
„Der Agitator dagegen möchte bei seinem Publikum den Drang wecken, alle Juden zu vefolgen - die ‚guten‘ wie die ‚bösen‘ - eine Unterscheidung, die er selbst ja keinesfalls wirklich ernst nimmt. Die Idee von der jüdischen Kollektivschuld dient ihm dazu, seine Haltung zu rationalisieren. Der Agitator ist so mehr ein Gegner des Antisemitismus, daß er die Juden beschwört, die Anlässe dazu aus der Welt zu schaffen, und ihnen Ratschläge erteilt, wie sie das bewerkstelligen können. Dadurch aber beweist er nur, daß die ‚bösen‘ Juden ihre destruktive Tätigkeit nur unter dem passiven Schutz der ‚guten‘ ausüben können, und so schmuggelt er die Vorstellung von der Kollektivschuld ein.“
So wenig, wie sich ein Christ von jedem Unrecht distanzieren muss, das der Papst oder christliche Parteien zu verantworten haben, und so wenig sich jeder Linke von der RAF oder jeder Katholik von der IRA zu distanzieren hatte, so wenig müssen sich auch Muslime von den Terrorakten fanatischer Islamisten distanzieren, denn wer dies verlangt, nimmt bereits eine unzulässige Vereinnahmung vor und ordnet friedliche Muslime in die gleiche Obergruppe wie die Täter ein, übernimmt also die Sichtweise der Fanatiker, die sich tatsächlich als gute Muslime sehen, nicht aber die Perspektive der Moderaten, die solche Terroristen gerade nicht als legitime Glaubensbrüder betrachten.
Wenn ein Kegelbruder Unrecht begeht, muss ich mich als Mitglied des Kegelvereins vielleicht von ihm distanzieren, da ich einst für seine Aufnahme gestimmt habe.
Wenn hingegen ein Neonazi einen Rollstuhlfahrer verprügelt, muss ich mich nicht von ihm distanzieren, nur weil wir zufällig die gleiche Staatsbürgerschaft haben. Ich muss sein Verhalten zwar als Mensch verurteilen, aber ich muss mich nicht als Deutscher davon distanzieren, also auch noch ausdrücklich betonen, dass ich solches nicht täte, obwohl ich ebenfalls Deutscher sei, denn die Meinung, dass es besonders deutsch wäre, Rollstuhlfahrer zu überfallen, ist ja gerade nur Meinung des Neonazis und nicht meine Vorstellung von deutsch, insofern gibt es gar keine gemeinsame Basis, von der aus eine Distanzierung möglich wäre. Ich habe auch niemals für die Einbürgerung des Neonazis gestimmt, er wurde ungefragt in mein Land hineingeboren, und ich sehe auch keine Veranlassung, seinetwegen das Heimatland zu wechseln. Also kann mir durch den Zufall, dass wir beide den gleichen Pass besitzen, keine Mitverantwortung für sein Tun angelastet und somit keine Distanzierung davon aufgebürdet werden.
Terror wirkt
06.06.2011 01:00
Einst hatte ich einen Eiswagen, musst aber feststellen, dass manche Kunden einfach wegliefen, ohne zu zahlen. Also vergiftete ich mein Eis, damit kein Zechpreller mit dem Leben davon käme.
Als ich keine Kunden mehr hatte, eröffnete ich ein Schwimmbad. Ich musste aber feststellen, dass einige Besucher ins Becken urinierten. Also ließ ich das Wasser ab, damit man dessen schneller gewahr würde.
Nachdem ich keine Badegäste mehr hatte, betrieb ich einen Buchladen. Ich musste aber feststellen, dass manche Leute die Bücher nur durchblätterten, ohne sie zu kaufen. Also klebte ich alle Seiten zusammen, damit ein Umblättern unmöglich würde.
Schließlich wurde ich Innenminister, um unsere freiheitliche Verfassung zu schützen. Ich musste aber feststellen, dass manche Bürger diese Freiheit für Terroranschläge missbrauchten. Also...
Thinkness
05.06.2011 23:59
Die beliebtesten Zeitungsrätsel sind Sudoku und Kreuzworträtsel. Erstere trainieren die Kombinationsgabe, letztere zugleich das Faktenwissen.
Ich möchte an dieser Stelle eine neue Art Rätsel propagieren, welche ich Thinkness nennen möchte. Durch Thinkness soll die sprachliche Kreativität herausgefordert werden. Es handelt sich dabei um Fragen, auf die es keine absolut richtige Antwort gibt, sondern auf die eine bestmögliche Antwort zu suchen ist.
Beispiel: Wo arbeitet Roberts Schwager augenblicklich?
-
Befriedigende Antwort:
Worms
(fängt auch mit W an und hat 5 Buchstaben wie die Frage 5 Wörter) -
Gute Antwort:
Warschau
(Anfangslaute der Wörter der Frage) -
Bessere Antwort:
Warschau heißt richtig seiner Tätigkeit Ort.
(erstes Wort: Anfangslaute der Wörter der Frage, dann Endbuchstaben der Wörter der Frage in umgekehrter Reihenfolge als Anfangsbuchstaben der restlichen Wörter der Antwort) -
Komplexere Antwort:
Warschau heißt richtig seiner Tätigkeit Ort, was auch Roberts Schwester ahnt.
(erstes Wort: Anfangslaute der Wörter der Frage, dann Endbuchstaben der Wörter der Frage in umgekehrter Reihenfolge als Anfangsbuchstaben der weiteren Wörter der Antwort, dann Anfangsbuchstaben der Wörter der Frage als Anfangsbuchstaben der restlichen Wörter der Antwort)
Der Kreativität beim Finden besserer Antworten und Stellen neuer Fragen sind keine Grenzen gesetzt.
Pointengefahr
01.06.2011 01:00
Pointen können gefährlich sein. Man neigt leicht dazu, eine kurze Geschichte mit einer Pointe beenden zu wollen. Aber Pointen sind Kennzeichen des Witzes und beim Witz kommt es nur auf diesen abschließenden Höhepunkt an, alles Hinführende ist Mittel zum Zweck und schnell wieder vergessen.
Wenn man eine wunderbar humorvolle Geschichte mit einer Pointe krönen zu müssen meint, kann es passieren, dass man dadurch die Gesamtgeschichte abwertet, weil sie nur noch im Hinblick auf die kurze, knallige Pointe betrachtet wird.
Man denke einmal an Beispiele aus dem Bereich der Fernsehsketche: Die Sendung SketchUp mit Diether Krebs bot großartig skurril gespielte Sketche, die aber zwanghaft mit einer bemühten Pointe enden mussten. Loriot und vor ihm die Monty-Python-Truppe haben erkannt, dass es ab einer gewissen Sketchlänge lustiger ist, auf eine Pointe zu verzichten.
Aus meinen Tweets im Mai 2011
31.05.2011 23:59
Man muss auch mal Können gönnen.
Und dann war da noch der Mathematiker, dessen bessere Hälfte aus einem schlechteren Viertel kam.
Eurozentrismus nennt man das Erstaunen darüber, dass Hamburg und Bremen weiter voneinander entfernt sind als Russland von Amerika.
Ich bedaure Leute, die nur ihres Geldes wegen geliebt werden. Man sollte ihnen das Geld wegnehmen und es mir geben.
Immer, wenn ein Spießbürger sagt, er habe nichts zu verbergen, zittert irgendwo ein Gardinenhersteller.
Wusstet Ihr, dass es Wohnungen mit Direktzugang zum Real Life gibt? Erdgeschoss sagt mein Makler dazu, das Konzept gefällt mir.
Der Autor der Steuerformulare programmiert übrigens nebenberuflich Fahrkartenautomaten.
Wir streiten gerade, was eine tolle Frau ausmacht. Ich sage: Geist und Humor. Die Evolution sagt: Titten. Bin gespannt, wer sich durchsetzt!
Da erfindet Gott eine Religion nach der anderen, um den Menschen das Zinsverbot einzutrichtern, aber sie kapieren es einfach nicht.
Seid Ihr auch manchmal so mit Existieren beschäftigt, dass Ihr zu nichts Anderem mehr kommt?
Ich misstraue Politikern, die keinen Teddy unterm Arm haben. Das hat so was Verkopftes und Herzloses.
Manche Menschen sind wie Pilze: Ein schöner Kopf, aber der Rest ist unterirdisch.
Das Weib ist wie das Haar: Es graut einem, bevor es ausfallend wird.
Wie lange muss man so ein längsgestreiftes Hemd eigentlich tragen, bis es dünn macht?
Wie kommt es eigentlich, dass wir beim Glühbirnenkauf keine Wachssteuer an die Imkerinnung zahlen? Gab es früher keine Lobbyisten oder was?
Ich glaube, ich werde flauschig! Am Bauchnabel fängt es schon an.
Nicht wenn man einen Schmetterling fliegen sieht, ist das Leben schön, sondern wenn man eine Raupe vom Radweg aufliest und ins Grüne setzt.
Bauch in den Organspendeausweis eingetragen. Ihr braucht aber nicht zu warten, bis ich tot bin, einfach vorbeikommen und mitnehmen!
Mag sein, dass Apple eine Religion ist, aber die Frage ist doch: Warum ist Microsoft keine? Irgendwas hat Jesus besser gemacht als Barrabas.
Das Internet ist das einzige Massenmedium, das noch nicht unter der Kontrolle jener ist, gegen die sich eine Revolution richten würde. Noch.
Was den Weltuntergang betrifft, so ist Gott zuversichtlich, dass wir das selbst erledigen können, er habe da schon gute Ansätze gesehen.
Immer, wenn ich höre, dass eine ehemalige Klassenkameradin nun mehrfache Mutter ist, denke ich mir: Aber die war doch früher so alt wie ich!
Sex ist wie Tauchen: Man atmet schwer und trägt einen Gummianzug. Aber vielleicht verallgemeinere ich da auch zu sehr.
Ich habe einen Gaußschen Weichzeichner für Texte erfunden. Ich nenne ihn ziemlich.
Welche Frau hat Lust, mir in 50 Jahren meine beigefarbene Popelinjacke zuzuknöpfen und mich untergehakt zum Entenfüttern zu begleiten?
Würde man die spannendsten Szenen meines Lebens zu einem Filmtrailer zusammenschneiden, käme ich nicht darin vor.
Womit kann man eigentlich einen Blumentopf gewinnen?
Was ich einst sagen möchte, wenn der Tod an die Tür klopft: ‘Das trifft sich gut, ich war sowieso gerade fertig!
Not so Intelligent Design
29.05.2011 02:38
Bekanntlich zweifeln immer mehr Amerikaner an der Evolutionstheorie. Kein Wunder, wenn man selbst ein lebendes Gegenbeispiel ist.
Statt dessen ist der Kreationismus auf dem Vormarsch, bzw. seine pseudointellektuelle Verbrämung als Intelligent Design. Ein Gericht in Pennsylvania hat diesem Unsinn unlängst jede Wissenschaftlichkeit abgesprochen. Das Urteil ist ein 139-seitiger Lesegenuss: scharfsinnig, unterhaltsam und gut formuliert.
Das Drolligste an der Argumentation der Kreationisten ist ja die Art und Weise, wie sie jedes Argument gegen die Evolutionstheorie in ein Proargument für den Kreationismus verwandeln. Die Denkfigur dahinter ist die folgende: „Nach der Evolutionstheorie sind die Tierarten im Laufe von Jahrmillionen durch natürliche Zuchtwahl entstanden, aber erwiesenermaßen ist der Fossilfund XY gefälscht worden, also müssen die Tierarten zwangsläufig vor viertausend Jahren von einem weißbärtigen Greis an einem einzigen Tag erschaffen worden sein.“
Effizienzsteigerung
27.05.2011 00:00
„Hochgeehrte Jungfer,
es geschiehet mehr aus wohlgegründeten Ursachen und erheischender Schuldigkeit, als Wohlstands wegen, oder aus Gewohnheit, daß ich Ihnen mein schlechtes, obwohl aufrichtiges Compliment darlege. (...)
Die Güte, (...) welche sie gehabt haben, mich zu versichern, daß es Ihnen nicht zuwider seyn würde, wenn ich die Freyheit nähme, Ihnen meine ergebenste Ehrfurcht zu versichern, bringet Ihnen diese Verdrüßlichkeit zu wege. Bitte demnach, daß Sie solche der besonderen Hochachtung, so ich für Sie habe, und dem brünstigen Verlangen, mich Ihrer Gewogenheit würdig zu machen, beymessen wollen.“
Dieser Musterbrief entstammt einem Konversationsratgeber von 1761. Autor ist Carl Mouton, „seiner Hochfürstlichen Durchlaucht zu Schleswig-Holstein, Bischofs zu Lübeck Secretarium und Hof-Sprach-Meister“.
250 Jahre später schreibt man stattdessen: „HDGDL“.
(Oberes Zitat aus Jürgen Dahl: Neue Sammlung alter Complimente, Frankfurt 1967, S. 24 & 20)
Ein Rezensionsversuch
25.05.2011 00:50
Ich lese gerade das Buch „Entschuldigen Sie meine Störung“ von Jan-Uwe Fitz alias Vergrämer und muss schon sagen, dass es das beste gelbe Buch ist, das ich je gelesen habe. In den übrigen waren allerdings auch nur Nummern und Namen.
Natürlich erfindet der Vergrämer das Rad nicht neu, viele der von ihm verwandten Wörter hat man in anderen Büchern bereits gelesen. Großartig finde ich die Idee, unten auf jede Seite eine Zahl zu drucken, die als Merkhilfe dient, wie weit man das Buch schon gelesen hat. Davon sollten sich andere Verlage eine Scheibe abschneiden, aber nicht bei meinem Exemplar.
Ja, was soll ich sonst noch sagen, ich schreibe so selten Rezensionen, obwohl man mir das nicht anmerkt. Ich habe heute Blumenkohl gegessen, aber das ist vielleicht gar nicht wichtig.
Es gibt auch bessere Romane als den des Vergrämers. Von Kafka zum Beispiel, aber nicht von mir und von keinem Humoristen unter 50, erst recht keinem Comedian. Das habe ich natürlich nicht überprüft, aber ich schrieb es mit solcher Inbrunst, dass es einfach stimmen muss. Verfasste ich einen Roman, wäre der gewiss noch trefflicher, aber ich bin in dieser Frage etwas parteiisch. Man könnte einen Vergleich mit Helge Schneider bemühen, und der fiele zu Gunsten des Vergrämers aus. Ein Vergleich mit Tolstoi aber zu seinen Ungunsten. Eine Zwickmühle!
Soll man an dieser Stelle das seidige Haar des Vergrämers erwähnen? Ich mag seidiges Haar, und das Auge liest mit, aber in der Literaturkritik werden trichologische Aspekte unterbewertet.
Bliebe noch der Preis: 8,99 Euro sind zu wenig. Ich bin erst auf Seite 60, glaube aber diesen Geldbetrag an Lesevergnügen bereits aufgebraucht zu haben und werde mich bei jeder weiteren Seite schuldig fühlen, auf Kosten des Vergrämers raubzulesen. Das ist eine arge Prüfung des Gewissens, der ich nicht standhalte! Ich gedenke, ihm den gleichen Betrag für jedes angefangene Kapitel zu überweisen.
Hier hatte ich ursprünglich noch einen Exkurs über Hausmacher Leberwurst geplant, aber meine Frau meinte, das passe nicht hinein und außerdem sei ich ledig und sie nur ein Hirngespinst.
Aber zurück zum Buch: Es ist höher als breit. Das ist ein Fehler, den ich bei meinem Tweetbuch nicht gemacht habe, denn hochkante Bücher erschweren es, bei der Strandlektüre über sie hinwegzulinsen und dralle Bikinischönheiten zu beäugeln. Unverständlich, dass dieser Aspekt einem männlichen Autor entging, ich schiebe es auf die Weiber im Lektorat.
So, jetzt haben Sie genug über das Buch erfahren, ich will ja nicht jede Einzelheit verraten. Wenn noch Fragen offen sind, lesen Sie die Rezension von Sina Hawk, die kann das besser als ich. Falls mein Zahnarzt mitliest: Ich kann den Termin am Montag nicht wahrnehmen.
Wie man das Neue evaluiert
24.05.2011 00:00
Es liegt in der Natur des Menschen und nicht nur des Deutschen, mit zunehmendem Alter alles Neue allein deswegen abzulehnen, weil es neu ist.
Nun ist tatsächlich nicht alles Neue gut, aber wie unterscheidet man das ungute Neue vom nur ungewohnten Neuen? Ich verwende dazu die Zeitumkehr: Man stelle sich einfach vor, das Neue habe vor dem Gewohnten bestanden und das Altbekannte sei die Innovation.
Testen wir das am Beispiel der Papierzeitung, die von Verlegern und Politik zur Königin des Journalismus verklärt wird, während die zugehörigen Online-Ableger stiefmütterlich behandelt und von Praktikanten mit Agenturmeldungen und Klickstrecken gefüllt werden. Ist nun die papierene Zeitung tatsächlich und auf lange Sicht die Krönung der Nachrichtenvermittlung, während das Internet allenfalls eine zweitklassige Ergänzung darstellt?
In der Parallelwelt, die ich aufziehen möchte, sind Tabletcomputer seit jeher verbreitet und füllen sich laufend mit den aktuellsten Meldungen. Finanziert wird das durch eingeblendete Werbung und bei besonders umfangreichen Hintergrundberichten über ein Micropaymentsystem. Nun stelle ich mich hin und mache der staunenden Öffentlichkeit folgenden Vorschlag:
„Statt immer die aktuellsten Meldungen zu lesen, könnten wir uns doch darauf beschränken, die Nachrichten vom Vortag zu sammeln und erst am nächsten Morgen zu beachten. Und die Neuigkeiten von heute lassen wir vor uns verbergen und nehmen sie ebenfalls erst am Folgetag wahr! Das klingt schon toll, werden Sie sagen, aber es kommt noch besser: Wir lassen die Texte nicht elektronisch zu uns übertragen, sondern auf Papierbögen liefern. Wir fällen einfach Bäume, transportieren sie zu einem Sägewerk und von dort aus in eine Papierfabrik. Das Papier schaffen wir dann in eine Druckerei und stempeln darauf die Nachrichten von gestern. Zigtausendfach, für jeden Leser einmal. Diese Papierbögen falten und stapeln wir, fahren sie mit Dutzenden Lieferwagen vor die Haustüren sogenannter Zusteller, und die radeln dann mitten in der Nacht durch die Straßen und stecken jedem Leser so ein Druckwerk an die Haustür.
Die Vorteile sind enorm: Statt des Stroms für die Datenübertragung benötigen wir nun Unmengen an Ressourcen, Treibstoff und Mitarbeitern. Das Beste aber kommt noch: Am nächsten Tag wirft jeder Leser das Papier in den Müll, die Ressourcen werden also prompt verschwendet und weitere Arbeitskraft bei der Entsorgung gebunden! Und als wäre das alles nicht famos genug, sind wir künftig auch nicht mehr sofort informiert, sondern mit erheblicher Verzögerung.
Sie sehen, dieses Konzept namens Papierzeitung muss sofort eingeführt werden, es ist den Onlinemedien in jedem Punkt überlegen!“
Religiöse Toleranz
23.05.2011 22:34
Muss man religiösen Überzeugungen besondere Toleranz entgegenbringen?
Nein. Wenn jemand gewalttätig ist oder sexistisch und homophob daherredet, spielt es keine Rolle, ob er dies aus religiösen Motiven tut, aus politischen oder persönlichen, es ist immer falsch und kann nicht toleriert werden.
Wenn aber jemand harmlosen Unsinn äußert oder sinnlose Handlungen vollzieht, die niemandem schaden, so soll man dies stets tolerieren, egal ob es aus religiösen oder anderen Gründen geschieht.
Eine spezielle Toleranz gegenüber religiösen Erscheinungsformen ist daher nicht nötig, wenn man einfach alles toleriert, was niemandem schadet.
Brillenmehrheit
22.05.2011 01:00
Laut einer Allensbach-Studie tragen 62% der Deutschen (ab 16 Jahren) eine Brille, davon 34,8% ständig.
Somit bilden Brillenträger in der Bevölkerung die Mehrheit. Außer in Spielfilmen - dort tragen nur graumäusige Bibliothekarinnen eine Brille, bis sie endlich ihr Haar lösen und den Football-Star heiraten.
Sitzen kostet
21.05.2011 00:00
Verzehrt man in einem Schnellrestaurant das Essen vor Ort, so werden 19% Mehrwertsteuer darauf erhoben. Nimmt man das Essen mit, um unterwegs zu speisen, sind nur 7% MWSt. fällig.
Da der Kunde aber in beiden Fällen den gleichen ausgewiesenen Endpreis zahlt, verdient der Imbiss an den Mahlzeiten, die innerhalb seiner Räumlichkeiten eingenommen werden, deutlich weniger als an den außerhäusigen.
Dies ist der Grund, warum man bei McDonald's und Co. gefragt wird, ob man seinen Hamburger zum Hier-Essen oder Mitnehmen haben möchte. In letzterem Falle wird eine Außer-Haus-Taste gedrückt und das Unternehmen muss nur 7% des Hamburgerpreises abführen statt 19%.
Eine seltsame Gesetzeslage, die geradewegs dazu verführt, häufiger als nötig die Außer-Haus-Taste zu betätigen.
Der Undankbare
18.05.2011 02:47
Eine trefflich gereimte Albernheit in elf Bildern ist die Säufergeschichte „Der Undankbare“ von Wilhelm Busch: „Einen Menschen namens Meier schubst man aus des Hauses Tor, und man spricht, betrunken sei er; selber kam‘s ihm nicht so vor.“