Das haekelschwein Blog

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Explosion am Bahnschalter

24.11.2010 14:00

Ich raste ja selten aus, aber gerade war es so weit, und Anlass war der miserable Service der Bahn.

Ich merkte am Bahnhof, dass ich meine Bahncard verloren habe. Kein Problem, dachte ich, lasse ich mir halt schnell eine vorläufige Bahncard ausdrucken und für später eine Ersatzcard nach Hause schicken.

Und dann ging’s los:

Zunächst belehrte mich die Bahnfrau, dass ich eine Wartenummer hätte ziehen müssen, obwohl dort niemand wartete. Countdown bis zur Explosion: 10

Dann erfuhr ich, dass ich mich für eine Ersatzbahncard mit dem Bahncardservice in Verbindung setzen müsse, das ginge nicht am Schalter. Countdown bis zur Explosion: 5

Eine vorläufige Bahncard könne sie auch nicht ausstellen, es sei denn, ich wolle noch mal neu für die Bahncard zahlen. Countdown bis zur Explosion: 4

Stattdessen müsse ich im Zug nachlösen. Countdown bis zur Explosion: 3

Die Fahrkarte könne ich mir dann innerhalb von 14 Tagen erstatten lassen, abzüglich 7€. Countdown bis zur Explosion: 2

Natürlich vorausgesetzt, meine Ersatzbahncard sei pünktlich genug da, um sie vorweisen zu können. Countdown bis zur Explosion: 1

Ich fragte noch mal höflich nach, ob diese gequirlte Scheiße ihr Ernst sei.

Dann: BAAMMMM! Ich explodierte in ein Feuerwerk aus Verbalinjurien.

Nachtrag 1: Im Zug musste ich tatsächlich meinen Ausweis vorzeigen und bekam eine Rechnung über den vollen Fahrpreis plus 64€ Strafe. Wie ein Schwarzfahrer. Obwohl ich vorher am Bahnschalter Bescheid gab und man dort per Computer leicht meine Legitimation hätte überprüfen können und mir eine vorläufige Ersatzbahncard ausdrucken. Wollte man aber nicht. Stattdessen ist der offiziell vorgesehene Weg wohl, dass man sich bei verlorener oder geklauter Bahncard in den Zug setzt und dort wie ein Schwarzfahrer behandeln lässt. Das Personal am Schalter hilft einem vorher in keiner Weise weiter. Eine Kundenservicekatastrophe, die in keinem Lehrbuch fehlen sollte.

Nachtrag 2: Am Zielbahnhof ging ich erneut zur Reiseauskunft, weil die Streitlust zurückgekehrt war, und siehe da: Dort erfuhr ich, dass man sich telefonisch eine Auftragsnummer geben lassen kann, mit Hilfe derer man am Fahrkartenautomaten eine Ersatzbahncard ausgedruckt bekommt. Davon wusste man seltsamerweise weder am Startbahnhof noch im Zug etwas.

Nachtrag 3: Es gibt Leidensgenossen.

Nachtrag 4: Auf der Rückfahrt wurde meine Ersatzbahncard nicht anerkannt, weil dort ja meine Bahncardnummer nicht draufstehe, die zur Überprüfung des am PC ausgedruckten Tickets nötig sei. Und das, obwohl die Ersatzbahncard ja nur für mich erstellt wurde und meinen Namen trägt, und ich bei deren telefonischer Anforderung meine Bahncardnummer angeben musste. Aber automatisch draufdrucken, nur weil’s im Zug verlangt wird? Das hieße ja mitdenken, also nichts für unsere Deutsche Bahn. Tatsächlich sollte ich nun wieder als Schwarzfahrer zahlen, es sei denn, ich könne meine Bahncardnummer nennen, die ich natürlich nicht im Kopf hatte. Um die zu finden, ging ich mit Notebook und Handy ins Internet und schaute in meinem Bahn.de-Nutzerkonto nach. Dann endlich war der kafkaesken Bahnbürokratie Genüge getan.

Nachtrag 5 vom Januar 2012: Es hat sich bis heute nichts geändert.

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