Das haekelschwein Blog

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Tweets zur Bombenexplosion in Göttingen

02.06.2010 15:14

Oha, die Bombe in Göttingen ist gerade explodiert!

Ich blicke vom Fenster aus Richtung Schützenplatz, wo die Entschärfung lief. Ein Knall - und Rauch stieg auf. Jetzt Blaulicht.

Da ich auf der anderen Seite der Bahn wohne, wurde ich nicht evakuiert.

Feuerwehrkolonnen unterwegs!

Näheres über die versuchte Bombenentschärfung ist hier nachzulesen.

Es soll angeblich drei Tote und zwei Schwerverletzte geben unter jenen, die an der Bombenentschärfung beteiligt waren.

Auf N24 läuft auch ein entsprechender Ticker unten durch, der die Explosion in Göttingen erwähnt.

Wir nehmen diese Weltkriegsbomben meistens gar nicht mehr so ernst, aber wie man sieht, ist es noch eine hochgefährliche Sache!

Falls Ihr mal evakuiert werdet, seht das nicht als lästige Schikane, solche Weltkriegsblindgänger können wirklich hochgehen.

Spitzengehälter werden ja gerne mit dem “unternehmerischen Risiko” begründet. Was müsste dann erst ein Bombenentschärfer verdienen?

Foxconn & Co.

28.05.2010 14:54

Wer Eletronikgeräte immer billiger haben will, muss sich nicht wundern, dass die nicht in Schweizer Manufakturen produziert werden.

Bei Foxconn ist die Suizidrate unterdurchschnittlich. Das Problem ist aber ja, dass die Lebenden auch kein Leben haben.

Apple könnte sich einen Fairness-Aufschlag vielleicht leisten, aber die übrigen 90% aller PCs werden nur über den Preis verkauft.

Es müsste ein Umdenken beim Kunden stattfinden, aber seien wir ehrlich: Auch fair gehandelter Kaffee ist nur ein Nischenprodukt.

Jedem Produkt müsste eine Info beiliegen, die die Arbeitsbedingungen seiner Produktion beschreibt. Dann gibt’s kein „Ich wusste von nichts!“

AppStore-Zensur

26.05.2010 15:58

Apple sollte national entscheiden lassen, was aus moralischen Gründen nicht in den AppStore kommt. Amerikas Maßstäbe sind nicht unsere.

Wir haben Glück, dass Saudi-Arabien uns nicht vorschreibt, nur Tugendhaftes aus ihrem Erdöl produzieren zu dürfen.

Bestimmte Konventionen aus Amerika gibt es bei uns ja auch gar nicht und sollten nicht durch die Hintertür eingeführt werden, etwa das Verbot, in den Medien zu fluchen oder bestimmte Wörter zu sagen.

Ganz grotesk wird es, wenn Tageszeitungen und normale Illustrierte auf dem iPhone ihre Inhalte zensieren müssen, die in jedem Zeitschriftenregal offen ausliegen.

Vielleicht fürchtet Apple irgendwelche religiös-konservativen Einflussgruppen, die dem Image des iPhones schaden könnten, aber diese Gefahr ist in Deutschland kaum gegeben, hier schadet eher die als fremdbestimmt empfundene Zensur.

Der AppStore an sich ist ja nicht grundfalsch, sondern für die Mehrheit der Nutzer ein Segen.

Die sogenannten Normalanwender haben jahrzehntelang Bedenken davor gehabt, Programme zu installieren. Nicht nur auf dem PC, wo man sich wirklich die Windows-Installation zerschießen oder Viren holen kann, sondern auch auf dem Mac, wo es zwar ungefährlich, aber immer noch zu kompliziert ist.

Unter iPhoneOS genügt ein Klick, es ist einfach und gefahrlos, und auch der Entwickler wird in jedem Falle entlohnt.

Allerdings fehlt für fortgeschrittene User die Möglichkeit, diese Stützräder abzubauen und selbst zu entscheiden, was man installieren will.

Und Apple hat sich auf die schiefe Ebene begeben, den weltweiten Moralapostel auf Basis amerikanischer Ansichten spielen zu wollen. Das geht auf Dauer nicht, denn das iPhone/iPad ist nicht nur eine Spielkonsole, sondern bald auch eine Veröffentlichungsplattform für redaktionelle Inhalte.

Das Märchen von Hans und Peter

23.05.2010 16:04

Frankfurt

Heinrich und Paul sind Nachbarskinder. Ihre Väter sind Arbeitskollegen in der Autofabrik und verdienen dasselbe. Beide Kinder studieren nach gemeinsamer Schulzeit. Heinrich wird Manager und Paul wird Ingenieur. Sie finden Arbeit in der Autofabrik.

Um den Aktienkurs zu verdoppeln, entlässt Heinrich die Hälfte der Belegschaft. Zum Dank wird sein Jahressalär auf zwei Millionen erhöht. So viel kann Heinrich gar nicht ausgeben. Jedes Jahr bringt er eine Million auf sein Sparbuch.

Paul ist einer der Entlassenen. Er hatte auch mal ein Sparbuch, aber das musste er plündern, bevor er Arbeitslosengeld 2 bekam. Sein Haus wurde versteigert. Heinrich hat es gekauft. Um es abzureißen.

Hans ist Heinrichs Sohn. Er wächst in einer Villa auf und wird sein Leben lang nicht arbeiten müssen. Seine Familie ist auf Generationen hinaus reich, weil sein Vater Manager war.

Peter ist Pauls Sohn. Er wächst in einer schäbigen Sozialwohnung auf. Ein Studium kann er sich nicht leisten, er wird Gärtnergehilfe. Wenn er die Blumen des Villengrundstücks gießt, denkt er daran, dass hier einmal das Elternhaus seines Vaters stand, und wie schön es doch die reichen Leute haben, die jetzt hier wohnen.

Hans ist reich. Peter ist arm. Es gibt reiche und arme Menschen auf der Welt. Und jeder ist seines Glückes Schmied. Oder?

Industrieproletariat in China

20.05.2010 14:16

So leben jene, die unsere Computer, Handys und Elektronikspielzeuge herstellen: The fate of a generation of workers: Foxconn undercover.

So hat es in Deutschland im 19. Jahrhundert auch begonnen: Arbeiter-Ausbeutung und Billigproduktion für weiterentwickelte Länder. Das Know-How wurde dann ebenso für Plagiate genutzt und später für Eigenentwicklungen, bis man die Vorbilder überflügelte.

Der englische Warnhinweis „Made in Germany“ sollte minderwertige Nachahmungsprodukte erkennbar machen und wurde zum Qualitätssiegel.

Ähnlich wird es sich in China entwickeln, was für die derzeitigen Arbeiter aber kein Trost sein kann.

Abendlicht

19.05.2010 23:09

In Göttingen herrscht gerade ein wunderbares Dämmerlicht, das man in Dosen füllen und der Nachwelt bewahren möchte!

Habe schon zwei Dosen gefüllt!

Ich glaube, dass der liebe Gott gerade ein bisschen an der Farbkalibrierung schraubt. Meinetwegen kann er’s so lassen.

Vorleserin

18.05.2010 16:22

Warum gibt es in Buchläden keine kuscheligen Sofas, auf denen man sich von einer Buchhändlerin seiner Wahl etwas vorlesen lassen kann? Natürlich bekäme die Buchhändlerin für 1 Stunde Vorlesen 20 €. Und Französisch kostet extra! (Proust)

Der Politiker und die Frau Politikerin

02.05.2010 14:24

Der Deutschlandfunk und andere Medien setzen vor weibliche Politikernamen stets „Frau“, aber vor männliche nie „Herr“: also nur „Schäuble“, aber „Frau Merkel“. Soll das ein Warnhinweis sein?

Auf mich wirkt es sexistisch, wenn nur weibliche Politiker mit einer Geschlechtsklassifikation qualifiziert werden. Entweder Frau und Herr oder nix!

Postkartenaktion Nachlese

01.05.2010 17:37

Am fünften April wurde unsere Häkeloma 95 Jahre alt und haekelschwein-Fans aus Nah und Fern haben ihr über 130 Postkarten zum Geburtstag geschrieben.

Bessere Politik dank iPad?

31.03.2010 16:33

Das simple iPad könnte bewirken, dass computerferne grauhaarige Journalisten und Politiker erstmals das Internet in ihr Leben integrieren.

Nicht immer entstehen schlechte Artikel und Gesetze aus Bosheit oder Korruption, oft ist Unkenntnis die Ursache. Der Vorsitzende der Netztpolitik-Enquete-Kommission versteht z.B. wenig von deren Thema. Und Zeitungen behandeln die wichtigen Bürgerrechtsthemen Vorratsdatenspeicherung und Netz-Zensur am liebsten nur online oder in der Computer-Rubrik.

Die jüngere Generation ist zu schnell vorausgeeilt und hat dabei vergessen, die Älteren mitzunehmen. Das rächt sich, weil die Alten die Gesetze machen. Ein leicht bedienbares Internetgerät, das Neulinge nicht einschüchtert, könnte vieles zum Besseren wenden.

Online-Zeitungen im Abo sind ein Rückschritt

27.03.2010 22:37

Zeitungsabos sind ein Relikt des Papierzeitalters und haben online nichts zu suchen. Wenn Paid Content, dann artikelweise, mit freiem Anriss.

Ich möchte nicht wissen, was eine Zeitung zu allen Themen schreibt, sondern was alle Zeitungen zu einem Thema sagen. Internet ist Querlesen.

Wenn Zeitungen hinter Alles-oder-nichts-Abo-Paywalls verschwinden, degenerieren wir wieder zu einseitig informierten Lokalblattlesern.

E-Magazines auf dem iPad sind ein ebensolcher Rückschritt: Abgekapselt aus dem Internet, nirgendwo verlinkt und ohne Links. E-Magazines haben nichts, was man nicht auch im Web machen kann, außer ein Preisschild. Die Verlage wünschen sich BTX zurück.

Ich mag in der FAZ die Technikrubrik und das Feuilleton, aber nicht die Politikseiten, die ich lieber in taz, FR und SZ lese. In Papierform musste man zwangsläufig die ganze Zeitung abonnieren, im Internet kann man kombinieren. Das sollten Paywalls nicht zerstören!

Lenzlodern

21.03.2010 16:49

Los, lauer Lenz,
lass linde Lüfte
liebeslüsternde
Lippen laben!

Lass Ledige
lächelnd
Leidenschaft lernen,
locke lohende Libido!

(Veröffentlicht bei Twitter-Lyrik 2010)

Froschkönig

18.03.2010 01:00

"Mal sehen, ob die Sache mit dem Froschküssen klappt."

"Schmatz!"

(Fotos: @murcielein)

Irrlichter

18.03.2010 00:10

Irr! Lichter irrlichtern irr. Licht!
Was, er war es? War's er und Licht? Wasser und Licht!
Dachte ich nicht. Dachte: ich nicht! Dachte ich, nicht?

Über Twitter und "Ich male meine Follower"

01.03.2010 20:53

Alles Neue polarisiert, ob in Kunst, Literatur oder Kommunikation. Das gilt erst recht dort, wo alle drei Bereiche zusammentreffen, wie es hier der Fall ist.

Um Twitter zu begreifen, muss man zuerst verstehen, dass es ein Medium und nicht ein Inhalt ist. Es liegt am Twitterer, was er daraus macht, genau wie sich zwischen zwei Buchdeckeln Hochliteratur oder ein Teenagertagebuch befinden kann.

Twitter hat zu einer neuen Blüte des Aphorismus, des Aperçus, des Bonmots geführt. Georg Christoph Lichtenberg und Oscar Wilde wären heute Twitterer. Andere Tweetautoren widmen sich der Poesie, der Ultrakurzgeschichte oder der Alltagsmomentaufnahme.

Man muss als Lesender diese Blüten der Twitterwiese wie ein Schmetterling anfliegen, indem man sie in seine Timeline einflicht. Wer nur wie ein Rindvieh das Gras abfrisst, wird dieser Schönheit nicht ansichtig werden.

Zum zweiten muss man verstehen, dass Twitter interaktiv ist. Was der eine schrieb, wird von den anderen bewertet, weitergegeben und kommentiert. Ein direkteres Feedback hat nie zuvor ein Autor gehabt.

Nicht umsonst heißen die Leser eines Twitterers seine Follower, es sind mehr als bloße Rezipienten.

Was nun ist das Besondere an Michaela von Aichbergers Projekt Ich-male-meine-Follower?

Dreierlei!

Zum einen portraitiert sie nicht den Menschen, sondern dessen virtuelle Repräsentation, was anhand der Tweetinhalte, des Symbolbildes oder des Pseudonyms geschieht. Sie interpretiert also frei nach ihrem eigenen Empfinden die Onlinepersönlichkeit ihrer Follower und setzt sie grafisch um. Das ist etwas konzeptionell Neues, das mit traditioneller Portraitzeichnung nur wenig gemein hat.

Zum zweiten nutzt sie ein Medium, das eigentlich nur aus 140-zeichigen Texten besteht, als grafischen Schaffens- und Schauraum, denn ihre Bilder veröffentlicht sie vornehmlich im Internet.

Die realen Ausstellungen sind die dritte Besonderheit, weil sie gleichsam ein Happening darstellen, das die Onlinewelt in die anfassbare Welt holt und es den Twitterern ermöglicht, einander in Fleisch und Blut kennenzulernen und zu sondieren, wie sich die virtuelle Person von der realen und beide wiederum von der gezeichneten unterscheidet. Hier treffen Mensch, Portrait und Twitteridentität aufeinander.